Christian Felber, attac Österreich

"Grundsätzlich ist eine Verfassung wünschenswert und sinnvoll. Sie sollte aber schlank und verständlich sein und nur a) das Zusammenspiel der demokratischen Institutionen regeln und darf dabei nicht hinter den demokratischen Status quo der Mitgliedsstaaten zurückfallen; b) die Grundrechte sowie c) die Werte und Ziele der Union beinhalten.

Die Wahl bestimmter Umsetzungsmittel (Straßenbau, Aufrüstung, Wettbewerb) haben in der Verfassung nichts zu suchen, ebensowenig die Festschreibung eines bestimmten Wirtschaftsmodells ("offene Marktwirtschaft"). Die Verfassung sollte schließlich mit "Wir, die Menschen in der EU" beginnen und nicht mit "Seine Majestät, der König der Belgier"."

Foto: privat

Johanna Rachinger, Direktorin der Nationalbibliothek

"Wenn die EU langfristig mehr als eine Wirtschaftsunion mit pekuniären Interessen sein will, muss es eine gemeinsame EU-Verfassung geben. Strategien für Wirtschaft, Außenpolitik und Verteidigung sollen darin verankert werden.

Vor allem aber stellt eine gemeinsame Verfassung eine Chance dar, wichtige soziale Probleme grenzübergreifend zu lösen – Asylpolitik, Integration von Zuwanderern, Strategien zur Armutsbekämpfung müssen in einer gemeinsamen EU-Verfassung an erster Stelle stehen."

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Egon Kapellari, Diözesanbischof

"Der vorgelegte Verfassungsvertrag macht die EU demokratischer, sozialer und menschenfreundlicher. Daher bin ich für die Ratifizierung. Das Fehlen eines Hinweises auf die christlichen Wurzeln Europas in der Präambel sehe ich als ein überwindbares Defizit."

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Manuel Ortega, Sänger und Showkandidat

"Obwohl die Referenden in den Niederlanden und Frankreich gescheitert sind, scheint es ja fast Einstimmigkeit darüber zu geben, dass eine EU-Verfassung an sich nötig ist, um die Grundwerte und Zuständigkeiten der Europäischen Union zu regeln. Ich glaube, dass es schwer werden wird, einen ganzen Kontinent auf gleiche Werte einzuschwören. Und wer legt denn die letztlich gültigen Werte fest ? Ein Projekt zwischen Fluch und Segen".

Foto: Günther Pichlkastner

Franz Kühmayer, Chief Operating Officer Microsoft Österreich

"Mehr noch als eine europäische Verfassung brauchen wir eine europäische Vision, ein strahlend helles Bild, das unsere Fantasie beflügelt und unsere Leidenschaft für ein gemeinsames Europa erweckt. Ohne diese Vision wird die Verfassung für die Bürger nur ein weiteres Stück Bürokratie bleiben."

Hermes Phettberg, Öffentlichkeitskünstler und Buchautor

"Die Europäische Union wurde ja leider nicht gegründet, um die Elfenbeinküste voran zu bringen, und also ist sie ein chauvinistisches Projekt natürlich auch, und ich träume natürlich vor allem zuerst davon, dass ich im Vestibül des Burgtheaters einmal pro Woche um Mitternacht öffentlich ausgepeitscht werde.

Und ich habe keine Ahnung, was als Sozialgesetzen dringends weltweit zu schreiben ist, aber soweit ich ungebildetes Nichts, Stellung nehmen soll, jubele ich mit den pfingstlichen Feuerzungen einer europäischen Verfassung mein Ja!"

Foto: Standard