STANDARD: Sind Sie über den Entschluss von Dietrich Mateschitz, Trainer Kurt Jara zu beurlauben, überrascht?
Schopp:Natürlich war ich im ersten Moment über diese schnelle Aktion überrascht. Andererseits konnte man ja nach den Geschichten über Kurt Jara eins und eins zusammenzählen. Und man kennt die Vorgehensweise von Red Bull. Es war klar, dass sie, wenn sie etwas finden, was ihnen nicht passt, ihre Linie konsequent durchziehen.

STANDARD: Überrascht müssen Sie aber schon über die neue sportliche Führung sein. Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus sind absolute Weltstars des Fußballs.
Schopp: Red Bull, also Herr Mateschitz, will sich mit Mittelmaß nicht zufrieden geben. Egal ob im Fußball oder in der Formel 1. Insofern sind also auch diese beiden großen Namen keine Überraschung.

STANDARD: Haben Sie mit den beiden schon persönliche Erfahrungen gemacht?
Schopp: Matthäus habe ich einmal persönlich bei einem Formel-1-Rennen am Österreich-Ring kennen gelernt. Und ich muss in meiner Zeit beim Hamburger SV zwischen 1996 und 1998 auch gegen ihn gespielt haben. Mir fällt dazu aber kein spezielles Erlebnis ein. Trapattoni kenne ich nicht persönlich, aber von dem braucht man nicht viel Zusätzliches wissen, wenn man seine Erfolgsliste kennt. Ich werde mich diese Woche beim Verein über die Vorgänge schlau machen. Am 6. Juni beginnen wir mit dem Training, spätestens dann wird ja alles geklärt.

STANDARD: Zumindest Matthäus hat als Trainer noch nicht rasend viel erreicht.
Schopp: Bei solchen Leuten ist das immer schwer, weil sie als Spieler so erfolgreich waren. Da sind die Erwartung einfach unglaublich hoch. Die Meisterschaft mit Partizan Belgrad und der Einzug in die Champions League können sich aber schon sehen lassen.

STANDARD: Es steht zu erwarten, dass sich unter Trapattoni und Matthäus auch auf dem Spielersektor viel tun wird. Haben Sie da Befürchtungen?
Schopp: Man hat gesehen, wie lange wir in dieser Saison gebraucht haben, bis wir mit einer komplett neuen Mannschaft halbwegs auf gutem Niveau spielen konnten. Wenn viele Neue kommen, wird es eben wieder eine lange Anlaufzeit geben. Aber wir haben mit der Qualifikation für die Champions League ein kurzfristiges Ziel. Das mit elf Neuen anzugehen wäre schon sehr riskant.

STANDARD: Sehen Sie Ihre eigene Position gefährdet?
Schopp: Ich habe noch einen Vertrag bis 2008. Ich hatte einen relativ guten Herbst, aber wie viele in der Mannschaft ein verpatztes Frühjahr. Da war ich sehr unzufrieden, weil ich im körperlichen Bereich Probleme hatte. Ich war in der Vorbereitung eine Woche krank und dann drei Wochen verletzt. Das hat mich weit zurückgeworfen. Wenn ich aber fit bin - ich arbeite dran -, habe ich keine Angst davor, für Salzburg zu schlecht zu sein.

STANDARD: Das Nationalteam spielt am Dienstag ohne Sie gegen Kroatien. Frustriert?
Schopp: Ich habe mit Teamchef Josef Hickersberger lange gesprochen. Mit einer Einberufung hätte er mir nichts Gutes getan, und ich hätte für das Team nichts Gutes tun können. Ich muss erst wieder völlig auf der Höhe sein. Aber auch da gilt: Wenn ich zu hundert Prozent fit bin, gehöre ich in die Nationalmannschaft. (Sigi Lützow - DER STANDARD PRINTAUSGABE 22.5. 2006)