Wien - Eine Windparkanlage mit 25 Windrädern und einer angenommenen Leistung von 50 Megawatt spart jährlich 100.000 Tonnen CO2, macht im Kioto-Beobachtungszeitraum 2008 bis 2012 immerhin 500.000 Tonnen. Dafür erhält der Windparkbetreiber Emissionszertifikate, die er etwa an Staaten, die mit ihren Treibhausgas-Reduktionsversprechen nicht zurande kommen, verkaufen kann. Dafür gibt es gutes Geld, derzeit 15 Euro je Tonne Co2, und die Staaten kommen dem Kioto-Ziel über diesen Umweg näher.

"Der Handel ist auf Schiene. Solange das ein Öko-Exotenthema war, war der Zertifikatehandel noch umzubringen. Mittlerweile ist es aber ein breites Finanzmarktthema, daher ist es nicht mehr abzuwürgen", freut sich Camco-Gründer Josef Wildburger.

Fusion

Im Juli 2004 spaltete Wildburger Camco von seinem niederösterreichischen Beratungsunternehmen KWI mit 1,15 Mio. Euro Risiko-Startkapital ("praktisch aus dem Freundeskreis") ab. Nach einer Fusion mit dem größten chinesischen Konkurrenten, ClearWorld Energy, und dem Einstieg des Hedgefonds Tudor Investment Capital ging die heutige Camco International Ende April an die Londoner Börse. Ein Schritt, der aus den am Beginn eingesetzten 1,15 Mio. Euro mittlerweile 30 Millionen machte. London deshalb, erklären Wildburger und Camco-AG-Chef Manfred Stockmayer, weil dort mit dem Börsensegment "Alternative Investments Market" (AIM) ein perfektes Umfeld für die Branche geschaffen wurde.

Camco sucht und entwickelt weltweit, wenn auch mit Schwerpunkt China, Russland und Zentral- und Osteuropa, Projekte, die geeignet sind, Treibhausgase zu reduzieren. Eine breite Palette vom Windkraftpark-Beispiel über Kraftwärmekopplungsanalgen und Biomasse bis hin zu chinesischen Grubengasprojekten bietet sich an. Camco erhält in der Folge das Recht auf einen Teil der später verkaufbaren Emissionszertifikate vom Projektbetreiber. Potenzieller Käufer ist etwa auch die Republik Österreich, die über die Kommunalkredit ab 2008 bis 2012 jährlich sieben Mio. Tonnen erwerben will.

Camco International hat bereits Rechte für 97 Mio. Tonnen CO2 - rund das Dreifache der jährlichen österreichischen Großindustrie-Emissionen - im Portfolio. Der Aktienkurs steigt und fällt mit dem aktuellen und erwarteten Preis je Tonne CO2. Weil die Zertifikate ab 2008 verkauft werden, sprudeln ab dann die Einnahmen von Camco. "Derzeit ist noch alles im Vorlauf. Wir übernehmen Kosten und Risiken aus dem CO2-Teil der Projekte", sagt Wildburger. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.5.2006)