Es gibt viele gute Gründe, der Megafusion von OMV und Verbund skeptisch gegenüberzustehen: die geringen Synergieeffekte, mögliche Einschränkungen für den Wettbewerb, oder die Tatsache, dass die meisten Fusionen die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen.

Aber um all diese legitimen Fragen geht es nicht, wenn sich die Landeshauptleute am kommenden Dienstag in St. Pölten treffen. Stattdessen werden Pröll, Haider & Co die Wasserkeule schwingen und mit grimmigem Blick vor der Verschleuderung der Wasserkraft an böse Ausländer warnen, die nur darauf warten, den Alpenländlern ihr nasses Gold zu entreißen.

Tatsächlich ist die "österreichische Mehrheit" an den Wasserkraftwerken heute besser abgesichert als nach der Fusion. Die geplante Bestimmung, wonach 51 Prozent der Wasserkraft- Tochter weiterhin vom Verbund gehalten werden muss, ist Augenauswischerei. Denn die zukünftige OMV Verbund ist selbst vor Übernahmen nicht ganz sicher, weil die Regierung die vorgesehene Sperrminorität des Bundes wieder abschaffen kann.

Aber selbst wenn der heimische Energieriese eines Tages in einem größeren europäischen Konzern aufgeht, wird das Donauwasser weiterhin gen Osten fließen und dabei Strom erzeugen, das ins Elektrizitätsnetz eingespeist wird. Ob dieser Strom in Wiener oder Brünner Steckdosen abgezapft wird, lässt sich bekanntlich nicht feststellen. Durch gesetzliche Auflagen kann der Bund allerdings sicherstellen, dass der Betreiber weiter in die Kraftwerke investiert. Und dass dieser die abgeschriebenen Anlagen abbaut und verscherbelt, ist eher unwahrscheinlich.

Aber solche nüchternen Überlegungen haben gerade in einem Wahljahr keinen Platz. Dafür lässt sich mit dem "Ausverkauf des Wassers" zu leicht Stimmung machen. (Eric Frey; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.5.2006)