Turin - Die italienische Steuerfahndung hat am Donnerstag am Sitz des Rekordchampions Juventus Turin eine Razzia vorgenommen. Der Turiner Staatsanwalt Bruno Tinti ermittelt gegen Juve wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung und Steuerbetrug.

Zu den Hauptverdächtigen zählt Sportdirektor Luciano Moggi. Die Wohnung Moggis und jene des ebenfalls zurückgetretenen Geschäftsführers, Antonio Giraudo, wurden ebenfalls durchsucht. Es wurden Dokumente beschlagnahmt. Die Ermittler schließen nicht aus, dass Moggi im Ausland auf geheime Bankkonten riesige Summen versteckt haben könnte. Auch die Kicker Zlatan Ibrahimovic und Fabio Cannavaro bekamen unangemeldeten Besuch.

Juve droht bekanntlich der Zwangsabstieg. Die Aktien verloren gestern acht Prozent ihres Wertes. In dieser chaotischen Situation kämpft der kommissarische Verbands-Chef Guido Rossi gegen die Zeit. Bis 10. Juli muss er der UEFA bekannt geben, welche Teams an der Champions League teilnehmen werden. Der Präsident der Spielergewerkschaft Sergio Campana ist pessimistisch: "Ich bezweifle sogar, dass die Meisterschaft am 27. August beginnen kann."

Inzwischen wurde in Neapel von Tifosi eine Vereinigung gegründet, die von den in den Skandal verwickelten Klubs eine Rekordentschädigung fordern will (eine Milliarde Euro). Die Gruppierung, die sich Castigateli ("Bestraft sie!") nennt, möchte als Zivilkläger an den Prozessen gegen die Klubs teilnehmen. "Die Fans müssen für ihr Leiden entschädigt werden", so der Initiator Antonio Coviello, ein Wirtschaftsprofessor an der Universität Neapel. (DER STANDARD Printausgabe 19.05.2006)