Richard Lugner zeigt sich in seiner Shopping City weltoffen. "Unsere Lebensweise ist die christliche", sagt er.

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Wien - "Bevor ich die Lugner City gebaut habe, haben alle gesagt, das wird nie funktionieren", sagt Bauunternehmer, Geschäftsmann und Seitenblicke-Promi Richard Lugner. Das Argument der Zweifler war, dass "zu viele Ausländer im Viertel nicht Kaufkraft genug"seien, erzählt er.

16 Jahre nach der Eröffnung des Einkaufszentrums ist es eines der wenigen Treffpunkte für in- und ausländische Jugendliche in der Gegend um den 15. und 16. Bezirk. Richard Lugner verweist auf die vielen ausländischen Geschäfte und Restaurants im Komplex, wobei er die Ketten, "Eduscho ist Deutsch, Marionnaud ist chinesisch", nicht ausspart. Und er deutet auf die vielen Feste, das indische Neujahrsfest, die türkischen, ungarischen Wochen hin, die regelmäßig in seiner City stattfinden.

Von dieser offenen Einstelllung war allerdings wenig zu spüren, als er 1998 bei der Wahl zum Bundespräsidenten kandidierte. Im April 1998 wollte er Ausländern das Wahlrecht erteilen, wenn sie sich "in österreichische Lebensgewohnheiten integrieren". "Unsere Lebensweise", sagt Lugner heute, sei die "christliche Lebensweise". "Mit uns verschmelzen"könne man, indem man Deutsch lerne und sich "in unsere Verhaltensweise einordnet".

"Sie sollen stolz darauf sein, aus Polen, China und anderen Ländern zu sein, dagegen ist nichts zu sagen", ergänzt Lugner. Er sei "nicht dafür, dass durch Ausleben anderer Kulturen unser Lebensgefühl abgewertet wird". Den Islam ließ er als Brunnen in Form eines achtzackigen Stern in die dreistöckige Shopping City einfließen. Auch auf dem "Hauptplatz"wurde ein Stern im Boden eingelassen.

Einer der Geschäftsleute in der Lugner City ist Macit Sözen, der vor Jahren zum Studieren nach Österreich kam und nun einen türkischen Imbiss betreibt. "Die Speisen sind türkisch, aber der Laden ist österreichisch", lächelt er. Die Sprache zu erlernen ist auch für ihn Voraussetzung für Integration, an den Problemen sei der Staat aber "selbst schuld", sagt er. Indem man Leute zum Arbeiten nach Österreich geholt, aber keinen Wert auf das Spracheerlernen gelegt habe.

Integration ist für den 18-jährigen Sunny Singh, Österreicher mit indischen Wurzeln und Besucher der City, "anpassen, ja, aber auch gegenseitig akzeptieren". "Siegfried, Ida, Nordpol..."buchstabiert er seinen Nachnamen. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2006)