Es ist nicht so. Es gibt keine Beweise.

Der Grundtenor der Dokumentation "Die Legende vom Da Vinci Code" über Dan Browns Bestseller war ein dogmatischer. Aus der Frage, was wahr sei am "Sakrileg", aus der die Buchbranche schon enorm Profit schlägt, wird zum Kinostart ein Thema fürs Fernsehen. Die ORF-Religionsschiene "Kreuz & Quer" strahlte die wenig ambitionierte US-Doku vergangenen Dienstag aus.

Foto:ORF/Tom Quinn

Nicht nur, dass man sich in Wien selbst

etwas hätte einfallen lassen können. Die Doku, die die ORF-Redaktion auswählte, war ungefähr genauso gehaltvoll wie Dan Browns Roman, erschien als platter Abwehrkampf und Gegen-PR zum Erfolg der Weltverschwörungsfiktion. Was als Widerlegungen verkauft wurde, war kaum mehr als die Erklärung, dass es eben keine Beweise gebe. Man stellte historische Situationen, die der Erfolgsautor für sich ausnutzt, nur oberflächlich dar, konnte kein Bild der Wissenslage vermitteln.

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Die Betonung lag auf dem,

was ohnehin klar ist: Dass es sich um einen Roman, einen Film, eine Fiktion handle und um keine Neuschreibung der Geschichte. Das Produkt scheint auf jene zugeschnitten, die sich in ihren religiösen Ansichten unterstützt sehen und sich über Browns Auswüchse echauffieren wollen.

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"Kreuz & Quer" hatte mit 251.000 Sehern

am Dienstag 65.000 mehr als vergangene Woche. Mit der Doku wurde versäumt, die populäre Debatte für Religionsinteressierte auszunutzen und einen offenen, ausgewogenen Blick auf die Geschichte des Christentums zu werfen. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2006)

Zum Thema: derStandard.at/Kultur-Schwerpunkt zu Dan Browns "Sakrileg"

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