Barbara Holub

Foto: Gudrun Schmidt
Marko Lulic erwies sich als fairer Verlierer: Er gratulierte der ersten Präsidentin in der 110-jährigen Geschichte des Künstlervereins.


Wien – Die letzte echte Wahl hatte es 1995 gegeben: Werner Würtinger gewann klar gegen Georg Eisler. Da in der Folge die Gegenkandidaten fehlten, konnte der Vorstand der 1897 gegründeten Secession quasi nach Gutdünken agieren: Die zweijährigen Abstimmungen verkamen zur Farce, was Matthias Herrmann, Würtingers Nachfolger, sehr bedauerte.

Doch die scheinbare, von Herrmann heftig bestrittene Bevorzugung einiger weniger Künstler stieß manchen sauer auf: Es bildete sich bereits vor Monaten eine Gruppe rund um Barbara Holub, die eine inhaltliche Neuorientierung (ohne Aufgabe der internationalen Ausrichtung) forderte. Ihr gehörten mit Sabine Bitter, Anna Meyer und Martin Walde auch drei Mitglieder des bisherigen Vorstands an.

Die Stärke der Gruppe dürfte von diesem unterschätzt worden sein. Umso größer war die Überraschung bei der Wahl am Dienstagabend: Holub erhielt 114 Stimmen, Marko Lulic hingegen, vom Vorstand nominiert, nur 63.

Holub, 1959 in Stuttgart geboren, lebte von 1964 bis 1977 in Salzburg und studierte danach Architektur. Seither beschäftigt sie sich mit Fragen von Öffentlichkeit und Kommunikation. 1999 gründete sie mit Paul Rajakovics transparadiso, eine Plattform für Pro^jekte zwischen Urbanismus, Kunst und Architektur.

Da es nicht – wie von Holub gefordert – zu einer offenen, sondern zu einer Listenwahl kam, bestimmen ab nun ihre Mitstreiter die Geschicke der Secession: Im neuen Vorstand sitzen u.a. Johanna Kandl, Flora Neuwirth, Eva Schlegel, Ingeborg Strobl und Christian Teckert; Werner Reiterer ist neuer Vizepräsident. Kontinuität im Vorstand garantieren Bitter, die Vizepräsidentin bleibt, Meyer und Walde.

"Es gab sicher eine Energie der Unzufriedenheit", so Marko Lulic zur "eindeutigen Abwahl" des alten Vorstands. Er bedauert, dass die Herausforderer mit Wörtern wie "Blockwahl" Demagogie betrieben hätten: "Wir bestanden auf der Listenwahl, weil sie erfahrungsgemäß die einzige Form ist, um im Sinne des Hauses arbeiten zu können." Er steht aber nicht an, Holub zu gratulieren: "Es gibt erstmals eine Präsidentin – das hat einen symbolischen Wert und ist ein Gewinn für die Secession."

Holub will "alle Kräfte einbinden", die Statuten konkretisieren und ein klareres Profil erarbeiten: "Das Programm soll zum Beispiel nicht mehr zusammengestoppelt sein." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.5.2006)