Wien - Das Islamische Informations- und Dokumentationszentrum Österreich (IIDZ) setzt den Anteil integrationsunwilliger Muslime in Österreich sogar noch höher als Innenministerin Liese Prokop (V) an. Im Gespräch mit der APA sagte der Generalsekretär des IIDZ, Günther Ahmed Rusznak, auch ohne aufwendige Studie sehe man in der täglichen Arbeit mit Muslimen und ausgehend von der "Grundstimmung", dass rund die Hälfte nicht integrationsbereit sei. Dabei betonte Rusznak, dass "natürlich eine höhere Integrationsbereitschaft besser wäre".

"An der Basis"

Daran arbeite man auch. "Wir sind an der Basis". Wenn es beispielsweise Probleme gebe - sei es aus Glaubensgründen, wenn Leute meinen, der Islam sei mit der Demokratie nicht vereinbar - "dann erklären wir den Leuten das und sagen, der Islam ist sehr wohl mit der Demokratie vereinbar. Wir machen tägliche Integrationsarbeit, während die Islamische Glaubensgemeinschaft Öffentlichkeitsarbeit macht", ärgert sich Rusznak.

Feste und Wahlwerbung

Darauf angesprochen, dass die Ziele doch die gleichen seien, sagte Rusznak, die Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft "sind bei jedem Fest vertreten und der SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi macht Wahlwerbung" für sich selber, um ein Nationalratsmandat zu erhalten.

Parallelgesellschaft

Es sei auch eine Tatsache und nicht wegzuleugnen, dass es sehr wohl eine Parallelgesellschaft an den Rändern gebe. Wenn Muslime, die keine Arbeit haben, einen Turban oder Pluderhosen tragen, von den Österreichern nicht ernst genommen werden, dann würden sie in die Isolation getrieben, "wie im Linzer Neustadtviertel oder am Wiener Brunnenmarkt. Das sind berühmte Gettos. Es gibt die Parallelgesellschaft, die ist einfach da. Aber dem muss man entgegen arbeiten". Und hier sei eben 25 Jahre von der Glaubensgemeinschaft "so gut wie nichts gemacht" worden.

Verteilung

Angesprochen auf die Verteilung der Muslime in Österreich nach ihrem Herkunftsland sagte Rusznak, dass die Türken die absolute Mehrheit hätten. Konkret seien nach jüngst verfügbaren Daten zwar nur 36,3 Prozent als Türken ausgewiesen, doch von den 28,3 Prozent Österreichern - jene Muslime, die bereits Österreicher geworden sind - seien ebenfalls die Mehrheit Türken und so komme man "auf rund 50 Prozent". Es folgen Zuwanderer aus Bosnien-Herzegowina mit 19,1 Prozent, aus Serbien-Montenegro mit 6,4 Prozent, dann Mazedonien (3,2), dem Iran (1,1) und Ägypten (1,0). Mit 4,6 Prozent sind "Sonstige" gesammelt ausgewiesen.

Scharfe ZARA-Kritik

In scharfen Worten kritisiert der Antirassismus-Verein Zara die Aussagen von Innenministerin Liese Prokop und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (beide V) zur Integrationsstudie. Der Verein spricht von einer "Biertisch-Debatte" und betont in einer Aussendung wörtlich: "Diese Sündenbockstrategie der Regierung ist zutiefst rassistisch." Und Rassismus sei das weitaus größte Integrationshindernis in diesem Land.

Die nun proklamierte Haltung der Regierung sei "gefährlich, insbesondere auch für zukünftige Integrationsprozesse". Die Äußerungen von Schüssel und Prokop lassen Zara einen "schmutzigen Wahlkampf" befürchten. Die ÖVP habe sich bereits festgelegt, "der rechte Rand soll ganz abgeschöpft werden", heißt es in der Aussendung.

Der wahre Inhalt der bisher unveröffentlichten Studie sei "leider bereits irrelavant" geworden, stellt Zara fest. Denn: "Der Schaden ist bereits eingetreten und nicht mehr wirklich gutzumachen - außer durch klare und unmissverständliche Worte der gesamten Regierung."

Auch SPÖ-Abg. Ulrike Königsberger-Ludwig warf Prokop vor, "wieder einmal Ängste geschürt und Ressentiments provoziert" zu haben - und verlangte die Veröffentlichung der Studie.

Keinen Anlass zu solcher Kritik sieht freilich die Sicherheitssprecherin des blau-orangen Klubs, Helene Partik-Pable. Sie wies in einer Aussendung vielmehr die "total ablehnenden Reaktionen" von Seiten der Grünen oder "so genannter Integrationsexperten" als "reflexartig und böswillig" zurück. (APA)