Aus dem Rathaus kommen seit 2001 nicht nur Ideen, die das alte Kulturerbe pflegen.

Paris Tourist Office/David Lefranc
Statistiken seien für die Beschreibung der Seele einer Stadt nur wenig brauchbar, meint Paul Roll, der Direktor des Fremdenverkehrsamtes in Paris. Entsprechend skeptisch bewertet er die 93 Prozent der Gäste, die das kulturelle Erbe als erstes Motiv für einen Besuch angeben. Dass der Flagship-Store von Louis Vuitton auf den Champs-Elysées laut eigenen Angaben mittlerweile mehr Besucher als der Eiffelturm haben soll, bestätigt diesen Zweifel.

Wer hingegen tatsächlich zu jenen gehört, die wegen der 141 offiziell gezählten Pariser Museen gekommen sind, wird 2006 besser versorgt als je zuvor. Die Seerosen von Monet werden ab Juni in der frisch renovierten Orangerie ebenso wieder zu sehen sein wie die Sammlung des bis Ende 2005 geschlossenen Petit Palais. Neben den insgesamt sieben Wiedereröffnungen, zu denen auch jene des Museums Moderner Kunst im Palais de Tokyo zählt, wird das ebenfalls ab Juni geöffnete neue Museum Quai Branly die ethnologischen Sammlungen von bisher zwei Häusern unter einem Dach vereinen.

Dass noch mehr Museen allerdings nicht die Besucherfreundlichkeit erhöhen, ist klar. Es sind vielmehr jene Initiativen, die seit dem Bürgermeisterwechsel 2001 zu Bertrand Delanoë verstärkt umgesetzt werden, etwa die neuen verkehrsberuhigten Zonen auf den großen Boulevards. Sie waren ja ursprünglich vorhanden, wurden allerdings durch die Straßenbahnen verdrängt - so wie die Tram selbst, die man nun in Verbindung mit einem begrünten Gleiskörper ebenfalls wiederbelebt.

Den beiden Vorurteilen, Paris sei teuer und als Tourist käme man praktisch nie in Kontakt mit den Parisern, soll mit Angeboten in der Kategorie "Private Unterkünfte" begegnet werden - hier tatsächlich eine relativ junge Erscheinung. Der Anbieter "Alcôve & Agapes" etwa (www.bed-and-breakfast-in-paris.com) vermittelt charmante Unterkünfte, deren Gastgeber auch Fremdsprachen sprechen und sich Zeit nehmen, dem Gast das Paris der Pariser etwas näher zu bringen. (saum, Der Standard, Printausgabe 13./14.5.2006)