Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm
St. Gallenkirch – „Ein besonders wanderfreudiger Bursche“ ist für Bärenanwalt Jörg Rauer jener Braunbär, der zurzeit das Montafon durchstreift. Der Bär kam wahrscheinlich aus Tirol, wo er vor einer Woche gesichtet wurde und wollte am Donnerstag nach erfolgreichen Beutezügen in Montafoner Schafställen über das Hochgebirge in die Schweiz wandern, wurde aber durch ein Schneebrett wieder nach Vorarlberg zurückbefördert.

Donnerstagnacht suchte er erneut einen Bauernhof heim. Im Gegensatz zu den ersten beiden Hofbesuchen riss er keine Schafe, sondern machte sich über Silo- Grasballen her. Bären-Spezialist Rauer befindet sich im Montafon, um den seltenen Gast zu beobachten.

"Dreister" Bär

Das Verhalten des Tieres ist ungewöhnlich. Bären gelten als sehr scheue Wildtiere und meiden in der Regel Siedlungsräume. Dieser Bär bricht aber in Ställe ein, sucht Fressbares in Schweinefutter-Fässern. Rauer: „Bis jetzt hat er gute Erfahrungen mit seiner Dreistigkeit gemacht, wurde immer wieder mit Erfolg, sprich Futter, belohnt.“ Deshalb will der WWF nun Erziehungsmaßnahmen setzen.

Rauer bereitet eine Fangaktion vor, um den Bären mit einem Sender auszustatten: „Wir können ihn dann überwachen und durch Strafreize von Siedlungen fern halten.“ Nützt die Bärenabwehr nichts, muss das Tier erlegt werden. Beim Bären handelt es sich vermutlich um jenes Jungtier, das im Vorsommer in Graubünden/ Schweiz auftauchte und wenig Angst vor Menschen zeigte. Rauer: „Er kam nahe, hat die Menschen aber ignoriert.“ JJ2, wie der Bär genannt wird, dürfte das Verhalten seiner Mutter abgeschaut haben, die auch keine Scheu vor Menschen hatte. (jub, DER STANDARD Printausgabe, 13./14.05.2006)