Screenshot der türkischen Zeitung Hürriyet: Erdogan als EU-Stürmer.

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Bundeskanzler Wolfgang Schüssel im Wettstreit mit Ex-Rapid-Stürmerstar Branko Oblak, dem rumänische Ministerpräsident Calin Popescu Tariceanu und EU-Kmmissions­präsident José Manuel Barroso.

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Istanbul - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat nicht nur in der Politik ehrgeizige Pläne. Er wolle beim Benefizspiel einer europäischen Politikerauswahl gegen eine Mannschaft aus Lateinamerika in Wien ein Tor schießen, kündigte Erdogan nach türkischen Zeitungsberichten vom Donnerstag an. Der 52-jährige türkische Premier, der in seiner Jugend ein talentierter Fußballer war und wegen seiner Frömmigkeit den Spitznamen "Imam Beckenbauer" erhielt, hatte sich in den vergangenen Tagen mit einem mehrstündigen Spezialtraining in einem Sportzentrum in Ankara eigens auf die Begegnung in Wien vorbereitet.

Der in Wien als Mittelstürmer vorgesehene Erdogan sagte, nach seinem Treffer werde er den Platz für den türkischen Nationaltrainer Fatih Terim räumen, der mit ihm nach Wien reiste. Der türkische Ministerpräsident fühlt sich fit: Ein Rückenleiden, das ihn noch vor zwei Wochen zu einer mehrtägigen Unterbrechung seiner Amtsgeschäfte gezwungen hatte, bereite ihm inzwischen keine Probleme mehr, sagte er.

Das geplante Politiker-Spiel fand in der türkischen Öffentlichkeit schon vor dem Anpfiff große Beachtung. Der türkische Nachrichtensender NTV kündigte an, die Begegnung am Donnerstagnachmittag live zu übertragen. Die Zeitungen berichteten ausführlich über die Werbeplakate für Erdogan, die vor dem Spiel in Wien zu sehen waren. Auf den Postern ist Erdogan als "neuer Stürmer in der EU-Mannschaft" in einem türkischen Nationaldress mit der Nummer 56 zu sehen: Die 56 ist das Autokennzeichen von Erdogans südostanatolischem Wahlkreis Siirt.

Aufwärmen

Zum Auftakt des Wiener EU-Lateinamerika-Gipfels gehen einige der Regierungschefs am Donnerstagnachmittag gleich ordentlich zur Sache. Laufarbeit auf dem Hallenparkett ist angesagt, wenn Bundeskanzler Wolfgang Schüssel einen politisch und sportlich hochkarätig besetzten "FC EUROPA" zu einem Benefiz-Fußballmatch ins Wiener Budocenter lädt. Der Erlös kommt dem Projekt "Straßenkinder in Not" von Pater Georg Sporschill zugute. Er hilft obdachlosen Kindern in Rumänien und Moldawien seit 1991.

Als Fixstarter auf dem harten "Rasen" gelten unter anderen der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und seine Amtskollegen aus Polen (Kazimierz Marcinkiewicz), Kroatien (Ivo Sanader), Slowenien (Janez Jansa), Bulgarien (Sergej Stanischew) und Rumänien (Calin Popescu Tariceanu). Von der EU-Kommission wollen Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Erweiterungskommissar Olli Rehn dem runden Leder nachlaufen. Sozusagen als "Legionär" im FC EUROPA ist der peruanische Präsident Alejandro Toledo Manrique im Einsatz.

Einige der Politprofis hätten fast auch eine Profi-Sportler-Karriere machen können. EU-Kommissar Rehn war in seiner Jugend ein halber Profi, Sanader war während seines Innsbrucker Studiums aktiver Fußballer. Und Erdogan galt in seiner Jugend als so talentiert auf dem grünen Rasen, dass auch eine Profi-Karriere nicht auszuschließen war. Im Vorfeld des Spiels soll er ein mehrstündiges Spezialtraining absolviert haben und will in Wien unbedingt ein Tor schießen, berichteten türkische Medien.

Das Match ist für 16:00 Uhr im Budocenter angesetzt. Damit das Spiel zu einem uneingeschränkten Fußballgenuss wird, wurden die politischen Gäste gebeten, hochkarätige Sportler aus ihren Ländern mitzubringen. Österreich wird durch Teamchef Josef Hickersberger, Tormann-Trainer Klaus Lindenberger, Top-Schiedsrichter Fritz Stuchlik sowie den mehrfachen Fecht-Staatsmeister Esmail Pashapour vertreten sein.

Die Türkei, Kroatien und Slowenien schicken die Teamchefs ihrer Nationalmannschaften, Fatih Terim, Ex-Rapid-Stürmerstar Zlatko Kranjcar und Branko Oblak. Aus Rumänien kommt der frühere Tennisstar Ilie Nastase (Sieger des US Open 1972 und French Open 1973). Polen und Bulgarien schicken die Ex-Internationalen Jozef Mlynarczyk (1987 Champions-League-Sieger mit FC Porto) und Andrei Zeljaskov. (APA)