Amsterdam ist Chefverteidiger des russischen "Oligarchen" Michail Chodorkowski, der vor einem Jahr wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und anderer Vergehen zu neun Jahren Haft verurteilt wurde. Der Prozess wird allgemein als politisch motiviertes Verfahren mit dem Ziel gesehen, Chodorkowski wegen seiner politischen Ambitionen aus dem Verkehr zu ziehen und ein Exempel zu statuieren. Der einstige Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos verbüßt seine Strafe in einem sibirischen Gefangenenlager. Dort wurde er vor Kurzem von einem Mithäftling mit einem Messer schwer verletzt. Vom Wachpersonal sei Chodorkowski "für eine Spezialbehandlung ausgesondert" worden, sagt der Anwalt.
Amsterdam, der Aufenthaltsverbot in Russland hat, und die anderen Anwälte Chodorkowskis haben den Fall inzwischen vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht. In Russland selbst gingen sie durch alle Instanzen, der Spruch des Höchstgerichts steht noch aus. Aber für den Anwalt ist klar, "dass dies ein politischer Fall ist, der eine politische Lösung erfordert".
Russland sei eine "antiinstitutionelle Macht", sagt Amsterdam. Der Apparat um Putin, die viel zitierten "silowiki" (Leute aus Geheimdienst und Militär), sei dazu da, die Institutionen zu schwächen. Die Korruption werde vom Kreml nicht nur nicht bekämpft, sondern gesponsert und sei "der Motor von Menschenrechtsverletzungen". "Sieben Männer um Putin kontrollieren ein Vermögen von 300 Milliarden Dollar."