Berlin - Es könnte ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Nur eine Nominierung trennt die Favoriten für den 56. Deutschen Filmpreis, der am Freitag (12. Mai) am Berliner Funkturm verliehen wird. Mit gleich elf Nominierungen geht der viel diskutierte Stasi-Film "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck an den Start.

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Zehn Nominierungen holte Hans-Christian Schmids Drama "Requiem", das basierend auf einer wahren Begebenheit aus den 70er Jahren von einer Teufelsaustreibung in Süddeutschland erzählt. Beide Filme sind nicht nur in der Kategorie "bester Film" in der Endrunde, auch ihre Regisseure, Schauspieler sowie Szenen- und Kostümbildner konkurrieren miteinander.

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Mit "Das Leben der Anderen" arbeitet erstmals ein großer Kinofilm die Überwachung der DDR-Bürger durch die Stasi auf. Opfer und Täter von damals, Politiker und Wissenschafter, Kinogänger und Kinomuffel beschäftigen sich seit dem Filmstart plötzlich wieder öffentlich mit der Aufarbeitung der deutsch-deutschen Geschichte. Der Film zeige drastisch und in bisher noch nicht da gewesener Weise, was eine Diktatur im allgemeinen und die Stasi im besonderen mit Menschen gemacht hat, sagt die Beauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, die den Film bereits mehrmals gesehen hat. "Ich habe mich auch beim vierten Mal nicht gelangweilt. Das muss ein Film erstmal bringen."

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Mit Ulrich Mühe, Martina Gedeck (Foto), Ulrich Tukur und Sebastian Koch (Foto) in den Hauptrollen zeigt der Film, wie sich der Staat in das Privatleben zweier Künstler einschleicht und nicht nur Karrieren zerstört. Von Donnersmarcks Kinodebüt hat einen Nerv getroffen, die Zeit war nach "Sonnenallee" und "Good Bye, Lenin!" reif für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der DDR.

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Künstlerisch interessanter ist dennoch Schmids "Requiem". Der Film zeigt ebenfalls, wie das Öffentliche - in diesem Fall die katholische Kirche - dazu beiträgt, eine private Persönlichkeit zu zersetzen. Im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale galt das Drama über einen Exorzismus mit tödlichem Ausgang als der in sich geschlossenste und anspruchsvollste deutsche Beitrag. Hauptdarstellerin Sandra Hüller gewann den Silbernen Bären als beste Darstellerin. In der Masse der kurz nach der Berlinale gestarteten Filme aus deutscher Produktion ging der sehenswerte Streifen allerdings etwas unter.

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Jetzt ist Hüller neben Inka Friedrich und Najda Uhl ("Sommer vorm Balkon" [Foto]) sowie...

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...Jasmin Tabatabai ("Fremde Haut") für eine Filmpreis-Lola als beste Schauspielerin nominiert.

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In der Kategorie "bester Schauspieler" gehen Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen"),...

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...Moritz Bleibtreu ("Elementarteilchen" [Foto]) und Milan Peschel ("Netto") an den Start.

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Mit einer Nominierung als "bester Film" starten neben das "Leben der Anderen" und "Requiem" auch "Sommer vorm Balkon" (Foto) von Andreas Dresen, ...

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..."Knallhart" (Foto) von Detlev Buck , "Komm näher" von Vanessa Jopp ...

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...und "Paradise Now" von Hany Abu Assad.

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Überraschend ist die Entscheidung der Deutschen Filmakademie, Bucks "Knallhart" daneben nur noch in den Nebenkategorien "bester Schnitt" und "beste Filmmusik" zu nominieren. In Zeiten von Integrationsdebatte und zunehmender Gewalt an Schulen hätte dieser knallharte Film über den so genannten Berliner Problembezirk Neukölln eine größere Würdigung verdient. Auch der Publikumsliebling "Sommer vorm Balkon" schneidet mit sechs Nominierungen relativ schlecht ab.

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In insgesamt 15 Kategorien werden die Lolas im Palais am Funkturm verliehen. Der mit insgesamt 2,9 Millionen Euro höchst dotierte deutsche Kulturpreis wird von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) vergeben, die Sieger bereits zum zweiten Mal von der Deutschen Filmakademie ausgewählt. (APA/dpa)

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