Wien - Volksanwalt Ewald Stadler verteidigt den ehemaligen FPÖ-Bundesrat John Gudenus, wie die Wiener Stadtzeitung "Falter" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.

Der Saal war gerammelt voll, als Stadler am Montag zu einer Veranstaltung der FP-Akademie ins Wiener Hotel Bristol lud. Einen Gast hat er trotzdem nicht übersehen: den ehemaligen FPÖ-Bundesrat John Gudenus, der vor zwei Wochen wegen NS-Wiederbetätigung – nicht rechtskräftig – verurteilt worden war. Obwohl Stadler sich beim Publikum entschuldigte, nicht jeden persönlich begrüßen zu können, machte er für seinen alten Freund eine Ausnahme. "Es handelt sich um ein politisches Urteil", erklärte der Volksanwalt vor Publikum. Gudenus habe im Sinne des Verbotsgesetzes nicht tatbestandsmäßig gehandelt. Zur Erinnerung: Der frühere Bundesrat hatte in einem STANDARD-Interview erklärt, "es gab Gaskammern, aber nicht im Dritten Reich, sondern in Polen".

Auch Stadler sorgt damit nicht zum ersten Mal für Aufsehen. So meinte er etwa 2002, im Jahr 1945 "sind wir angeblich vom Faschismus und von der Tyrannei befreit worden und in die nächste Tyrannei geraten."

Im Gespräch mit dem "Falter" fügt Stadler hinzu, das Urteil gegen Gudenus "ist durch eine öffentliche Vorverurteilung zustande gekommen." Den Gästen habe seine Begrüßung gefallen, es gab tosenden Applaus. Woraufhin Ex-Bundesrat Gudenus sich artig vor dem blauen Publikum verneigt habe.

Reaktionen

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos fordert den Rücktritt Stadlers, BZÖ-Sprecher Uwe Scheuch sprach von einer "widerlichen Verteidigung Stadlers für Gudenus".

Auch die Grünen fordern den Rücktritt von Stadler. Der stellvertretende Klubobmann der Grünen, Karl Öllinger, forderte die ÖVP am Dienstag in einer Aussendung auf, "die schützende Hand über Stadler zurückzuziehen" und den Weg für die Absetzbarkeit von Volksanwälten frei zu machen. (red/APA)