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Nach Hörerverlusten überarbeitet Ö3 sein Programm. Just das für Konzentration auf wenige Titel verschriene Popradio verspricht nun "mehr Abwechslung" und wirkt älter. Für den ORF geht es um eine zentrale Geldquelle.

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Fiel Ihnen Montag früh die Zahnbürste aus dem Mund, weil Ihr Hitradio Ö3 mit Whitney Houston aus den Achtzigern aufwartete? Nur einer von vielen "Innovationsschritten" von Ö3, beruhigt Senderchef Georg Spatt auf Anfrage. Professionelle Radiomacher und Ö3-Hörer sprechen von "Umformatierung". "Mehr Musik und mehr Abwechslung" verspricht jetzt jener Sender, dem Kritiker stets vorwarfen, wenige hundert Hits rauf- und runterzuspielen. Stimmte auch bisher nicht, sagt Spatt. Nun jingelt er: "Achtziger, Neunziger und die Musik von heute."

Vorbild "Jack FM"

Spatt nennt als Vorbild US- Format "Jack FM". Darauf berief sich 88.6 bei seinem jüngsten Relaunch nach dem Motto: Wir spielen, was wir wollen. Zu Unrecht, findet Spatt. Den Eindruck, Ö3 wende sich nun an eine ältere Zielgruppe, weist er zurück. Jack FM bedient eine solche.

Bei der jüngsten ORF-Klausur auf dem Semmering stritten Ö3 und ORF-Regionalradios: Die dürfen nur fünf Minuten Werbung pro Tag spielen, kosten aber den Umsatzbringer Ö3 Hörer.

Besonders erfolgreich ist da Radio Wien. Dessen Programmchef Stefan Halfpap werden Ambitionen auf die Ö3-Führung nachgesagt. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 9.5.2006)