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Grafik: Archiv
Mit der Veröffentlichung von "Boot Camp" hat Apple der einfachen Installation von anderen Betriebssystemen auf den neuen Intel-Macs den Weg geebnet. Als Nebeneffekt erlaubt dies nun auch erstmals einen direkten Vergleich der Performance der einzelnen Betriebssysteme, bisher allerdings mit wenig erfreulichen Ergebnissen für Apple.

Linux

Während sich bisher die Tests vor allem das Verhältnis von Mac OS X und Windows XP beleuchtet haben, hat nun der Softwareentwickler Jasjeet Sekhon auch Linux mit in die Rechnung aufgenommen: Dabei zeigt sich, dass das Open Source Betriebssystem in manchen Tests mehr als doppelt so schnell arbeitet als Mac OS X, Windows findet sich im Mittelfeld.

Test-Umgebung

Alle drei Betriebssysteme wurden auf dem gleichen MacBook Pro mit 2,16 GHz Intel Core Duo-Prozessor und 2 GB RAM installiert. Als Basis für seine Ermittlungen nahm Sekhon seine eigene statistische Software, die vor allem in C++ verfasst ist, als Compiler setzte er überall die GCC in der Version 4 ein.

Ergebnis

Alle Tests sind dabei auf die "rohe" Geschwindigkeit des Systems bei grundlegenden Operationen im Speicher ausgerichtet, die Geschwindigkeit des Dateisystems oder die grafische Benutzeroberfläche haben hingegen keinen Einfluss. Unter diesen Rahmenbedingungen erweisen sich sowohl Linux als auch Windows XP als deutlich flotter als die Konkurrenz von Apple, wobei Linux als performantestes System hervorgeht, Windows knapp dahinter folgt und Mac OS X teilweise weit abgeschlagen ist. Im "Genetic Matching"-Test ist das Apple-OS etwa rund 2,5-mal langsamer als das verwendete Ubuntu Linux.

Hybrid-Probleme

Die Ursache für die schwachen Ergebnisse von Mac OS X sieht Sekhon im Kern des Betriebssystems: Der von Apple eingesetzte XNU-Kernel, der ein Hybrid aus einem Mach-Microkernel und einem BSD-Kernel ist, sei einfach "unglaublich langsam". Doch der Kernel sei nicht nur äußerst ineffizient, sondern auch wesentlich instabiler als der Linux oder der FreeBSD-Kernel.

Fallen lassen?

Eine Erkenntnis, die nicht unbedingt neu ist, und gerade in den letzten Wochen dazu geführt hat, dass in der Apple-Community lebhaft darüber diskutiert wird, ob der Computerhersteller nicht die Mach-Anteile in seinem Kernel fallen lassen sollte. Vor allem jetzt, wo Avie Tevanian, der für die Hybrid-Lösung verantwortlich zeichnete, das Unternehmen verlassen hat.

Dateisystem

Sekhon hofft jedenfalls auf eine Einsicht von Apple, schließlich zeigt sich mit dem unlängst geäußerten Interesse des Computerherstellers an Suns ZFS-Dateisystem, das man durchaus Interesse daran hat, grundlegende Problembereiche des Systems zu beheben. Denn auch das bisher eingesetzte Dateisystem HFS+ ist wesentlich langsamer als seine Linux-Konkurrenten ReiserFS oder XFS.

Disclaimer

Ein nicht zu vernachlässigender Hinweis zum Schluss: Die Tests von Sekhon beziehen sich auf die pure Performance bei CPU- und RAM-intensiven Anwendungen, wie es etwa seine statistische Software ist. Bei Alltags-Anwendungen wie Office oder Internet-Surfen kommmen noch jede Menge anderer Faktoren - die Optimierung der einzelnen Programme, die Dateisystem-Performance und vieles mehr - zum Tragen, die eine 1:1 Verallgemeinerung der Ergebnisse nicht erlauben. (red)