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REUTERS/Kimberly White
Die "Roten" könnten eben nicht wirtschaften, dies sei nun belegt, höhnt es. Richtig Futter liefert dafür aber erst die im Zuge der Aufdeckung plötzlich so sichtbar gewordene Aneignung der Statussymbole der Mächtigen durch die Akteure. Jetzt sind sie zu Buhmännern gestempelt.

Wie kommt ein Gewerkschaftsfunktionär in ein Penthouse? Wie wird er locker Mehrfachbezieher? Wie wird er zum gönnerhaften Versorger seiner mächtigen Mitspieler? Die Antwort ist das Beschämende: durch die Kraft der Arbeiterbewegung und durch das Geld der kleinen Mitglieder und Sparer.

Wie kommt es zu einem solchen Umgang mit Privilegien bei denen, die Vertreter der "Kleinen" sein wollen? Wieso erliegen sie in solchem Umfang genau den exklusiven Annehmlichkeiten, die sie kraft ihrer Funktion (und auch ihrer Herkunft) anprangern?

Machtexpertin Christine Bauer-Jelinek, Gründerin des Instituts für Machtkompetenz, erklärt: Wer mit den Insignien der Macht aufwächst, ist nicht so leicht verführbar – weil groß geworden mit dem Infragestellen innerer und äußerer Legitimation von Macht.

Den Verführungen der Macht so zuerliegen muss aber auch mit einer Resistenz gegen Beratung zu tun haben. Mit einem dadurch sehr einseitig gewordenen Blick von oben herab. Und mit einem Eigenbild, das kaum mit dem Fremdbild abgeglichen wird. Das sollte als Nachdenk-Impuls auch für jene Mächtigen dienen, die sich das ÖGB-Drama jetzt erste Reihe fußfrei anschauen. (Der Standard, Printausgabe 6./7.5.2006)