Weiterhin angespannt ist die Lage für Studierende der Zahnmedizin, die derzeit an der Schwelle zum dritten Studienabschnitt stehen. Denn nach wie vor gibt es zu wenig Praktikumsplätze: "Auf den Wartelisten befinden sich derartig viele Anwärter, dass ich frühestens im Sommersemester 2008, realistischer allerdings im Wintersemester 2008/2009 weiterstudieren kann", schildert Natascha Hajek, eine der Betroffenen an der Medizin-Uni Graz, gegenüber derStandard.at/Uni ihre Lage.

Finanzielle Folgen

Dies kann für die Studierenden weitreichende finanzielle Folgen haben: Um auf der Warteliste bleiben zu können, müsse sie weiterhin Studiengebühren zahlen - und zwar selbst dann, wenn sie während der Wartezeit keine Lehrveranstaltungen belegt, so Hajek.

Allerdings bedeute dies auch, dass die Studierenden die staatlichen Beihilfen wie Familienbeihilfe und Stipendium verlieren. Dafür nämlich muss man sowohl erfolgreich absolvierte Prüfungen nachweisen als auch in einer bestimmten Zeit fertig werden. Ebenso droht ihnen der Verlust der Mitversicherung. Schließlich und endlich aber, so Hajek, habe die Wartezeit "einen Verlust des Erwerbslebens um eineinhalb bzw. zwei Jahren zur Folge."

Volksanwalt

Probiert hat Hajek zwar bereits einiges, erreicht aber hat sie bislang noch nichts: "Selbst die Behandlung dieser Thematik in der ORF-Sendung 'Volksanwalt', an der auch unser Vizerektor der Medizinischen Universität Graz, Gilbert Reibnegger, teilgenommen hat, verlief ergebnislos." Von der Uni selbst habe sie nach wie vor keine verbindliche Aussage bekommen, berichtet sie verärgert.

Die Volksanwaltschaft habe allerdings angekündigt, den den Fall weiter bearbeiten zu wollen. Auch der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald habe sich inzwischen bei ihr gemeldet und angekündigt, dass sich der Studierendenanwalt ihrer Sache annehmen wolle. Schließlich habe sie auch von Ministerin Ursula Haubner eine Rückmeldung bekommen, sie werde sich darum kümmern und habe das Problem an Ministerin Elisabeth Gehrer weitergeleitet.

Um 50 Prozent erhöht

"Es wird daran gearbeitet, aber es gibt noch absolut nichts Konkretes", so Hajeks Fazit. Vizerektor Reibnegger weist diesen Vorwurf empört zurück: "Das ist absoluter Schwachsinn." Man habe erreicht, dass die Zahl Praktikumsplätze werde um 50 Prozent erhöht wird, nämlich von 24 auf 36. Andererseits werde die Zahl der StudienanfängerInnen weiterhin stark eingeschränkt, so dass der Rückstau abgebaut werden kann, berichtet der Vizerektor.

"Es ist die einzig faire und gute Lösung, dass man es den Unis erlaubt, den Zugang zum Studium zu regulieren", ist Reibnegger überzeugt. Denn dass dies den Unis bislang nicht möglich war, habe zu Situationen geführt, mit der Studierende wie Hajek nun konfrontiert sind.

"Frühestens im Herbst"

Ähnlich angespannt ist die Lage auch an der Medizin-Uni Wien, hier setzt man aber große Hoffnungen in eine Gesetzesänderung, wonach die Praktika nicht nur an der Klinik, sondern auch in Lehrpraxen absolviert werden können (derStandard.at/Uni berichtete. Pressesprecher Bernd Matouschek räumt aber ein: "Das kann frühestens im Herbst nächsten Jahres umgesetzt werden." Dass es nicht sofort eine Lösung geben könnte, sei klar gewesen, meint Simon Awad von der ÖH Zahnmedizin in Wien.

Dies hätte allerdings nicht so sein müssen, ärgert sich der Studierendenvertreter: "Wir haben diesen Vorschlag schon vor zweieinhalb Jahren vorgelegt." Seiner Ansicht nach hätte die Uni bereits früher darauf eingehen sollen. Auch Böhm ist verärgert: "Die Uni hat sich immer daran abgeputzt, dass die Lehrpraxen rechtlich möglich sind."

Rechtliche Grundlagen und Infrastruktur

Pressesprecher Matouschek weist diesen Vorwurf zurück und spielt den Ball an die Politik weiter: "Wir haben immer signalisiert, dass es nicht am Willen scheitert, sondern an den rechtlichen Grundlagen und der Infrastruktur", betont der Pressesprecher. Aber nun sei die Politik ja aktiv geworden und er rechne damit, dass das Gesetz noch in der laufenden Legislaturperiode beschlossen werde. Dann sind wieder die Unis am Zug, die konkrete Abwicklung zu gestalten.

Völlig anders sieht man dies in Graz: "Dagegen wehren wir uns entschieden", erklärt Reibnegger. Aus gutem Grund finde auch die Ausbildung der Mediziner an der Universität statt, weshalb er für Zahnmediziner

Für ungeklärt hält der Vizerektor, wie die Qualitätssicherung garantiert werden solle, für die aber die Uni verantwortlich sei. Zweifel äußert er auch, ob denn Zahnarztpraxen für die Ausbildung von Studierenden überhaupt gerüstet wären. Schließlich und endlich habe ihm aber noch niemand erklären können, wie dadurch die Warteliste reduziert werden könne, so der Vizerektor. Deshalb wolle sich die Medizin-Uni Graz weiterhin darum bemühen, dass die Ausbildung der bislang noch in Warteposition stehenden Studierenden auch an der Uni abgewickelt werden kann.