Nach Einschätzung eines russischen Luftfahrtexperten ist das Unglück auf einen Fehler der Piloten oder der Flugüberwachung zurückzuführen. Der Airbus habe wegen schlechter Sicht auf Anordnung vom Tower den Landeanflug abgebrochen und sei im Steigflug eine Kurve geflogen, zitierte die Agentur Interfax einen Experten des Flughafens von Sotschi. Offensichtlich sei das Flugzeug für dieses Manöver bereits zu langsam gewesen und deshalb fünf Kilometer vor dem Flughafen ins Meer gestürzt.
Der Flughafen von Sotschi liegt direkt am Meer und ist von bis zu 1.300 Meter hohen Bergen umgeben. Beim Landeanflug habe sich die Sichtweite für die Piloten auf 100 Meter verringert. Da dies zu wenig war, bekam die Besatzung die Anweisung vom Tower, wieder auf eine Höhe von 600 Meter zu steigen. Dieses Manöver konnte auf Grund der geographischen Begebenheiten am Zielflughafen Sotschi nur mit einer steilen Kurve erfolgen. "Dabei betrug die Geschwindigkeit der A320 etwa 250 Stundenkilometer. Das war zu langsam für einen Steigflug", sagte der russische Flugexperte.
Keine Zeit für Schwimmwesten
Die Maschine der Fluggesellschaft Armavia kam aus Eriwan. Sie verschwand gegen 2.15 Uhr Ortszeit (0.15 Uhr MESZ) knapp sechs Kilometer vom Meeresufer entfernt von den Radarschirmen, wie Ministeriumssprecher Viktor Belzow mitteilte. Rettungsmannschaften erklärten, die geborgenen Toten hätten keine Schwimmwesten getragen. Dies deute darauf hin, dass sie nicht mehr auf eine Notlandung im Wasser vorbereitet werden konnten.
Pilot versuchte zwei Mal zu landen
Nach Einschätzung des Notfallministeriums war das schlechte Wetter höchstwahrscheinlich die Ursache für das Unglück. Sprecher Belzow erklärte, die Maschine habe zwei Mal versucht zu landen. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete dagegen unter Berufung auf die russische Flugsicherung, der Pilot habe keine Probleme gemeldet. Armavias Topmanager Andrej Agadschanow sagte, die Besatzung habe trotz dichter Wolken Landeerlaubnis in Adler erhalten. Sie sei zuletzt aber angewiesen worden, noch eine weitere Schleife zu fliegen. Dabei sei es zur Katastrophe gekommen.
Tiefseeroboter sucht nach dem Flugdatenschreiber
Strömender Regen, raue See und schlechte Sicht behinderten die Suche nach den Toten. Wrackteile wurden im Umkreis von zwei Kilometern um die Absturzstelle entdeckt. Ein Tiefseeroboter sucht nach dem Flugdatenschreiber, der genaueren Aufschluss über die Unglückursache bringen könnte. Rudolf Tejmurasow von der russischen Luftfahrtbehörde äußerte gegenüber Interfax allerdings die Befürchtung, dass die Black Box in zwei Kilometer Tiefe liegen und womöglich nie gefunden werden könnte. An den Bergungsarbeiten sind 25 Schiffe und zahlreiche Taucher beteiligt.
Putin erklärt Freitag zum Trauertag
Am Flughafen Adler bei Sotschi spielten sich erschütternde Szenen ab, nachdem Angehörige über die Katastrophe informiert wurden. Ein Mann musste nach einem Schwächeanfall im Krankenwagen abtransportiert werden. Der russische Präsident Wladimir Putin und der armenische Staatschef Robert Kotscharian erklärten den kommenden Freitag in beiden Ländern zum Trauertag für die Absturzopfer.
Airbus hat technische Hilfe zugesagt