Die Ostexpansion der Österreichischen Post AG endet vorerst in Bratislava. Zumindest bis zum Börsengang, der für Ende Mai/Anfang Juni anvisiert ist, ist 64 Kilometer östlich von Wien Endstation. Denn alles, was der gelbe Riese bis dahin kauft, muss im Börsenprospekt, der soeben erstellt wurde, penibel aufgelistet sein.

Zukauf

Das jüngste Kaufobjekt heißt Kolos, ist in der slowakischen Hauptstadt Bratislava domiziliert und ein klassischer Werbezettelverteiler nach Vorbild der Post-Töchter Feibra Österreich und Feibra Ungarn. Große Sprünge in der Ostfantasie erlaubt der Neuerwerb freilich nicht, denn Kolos vergrößert das Zentral- und Osteuropageschäft der Post um üppige 2,9 Millionen Euro Jahresumsatz.

2005 brachten es die insgesamt fünf Paket- und Zettelverteilgesellschaften in der Slowakei (In Time, SPS-Slovak Parcel Service), Kroatien (Overseas Trade) und Ungarn (Feibra Magyaroroszág) wohl auf 23 Mio. Euro (weniger als zwei Prozent des Gesamtumsatzes), wegen der Liquidation von Yellogistics in Laibach blieb unterm Strich aber nur ein negativer Ergebnisbeitrag in Höhe von 247.000 Euro.

1500 Zettelverteiler

Heuer soll alles besser werden, versprachen Post-General Anton Wais und der für das Briefgeschäft zuständige Vorstandsdirektor Walter Hitziger am Dienstag in Bratislava. Denn erstens liefere der 1995 gegründete Zettelverteiler Kolos sofort positive Ergebnisbeiträge und zweitens kaufe man künftig keine Sanierungsfälle, sondern nur funktionierende Betriebe. Kolos beschäftigt 20 Mitarbeiter und verfügt über ein flächendeckendes Netz mit 1500 selbstständigen Zettelverteilern.

Um für Kontinuität zu sorgen, bleibt Geschäftsführer Henrich Lauko beim Marktführer an Bord; er bringt laut Wais auch eine "gute Kooperation" mit einem tschechischen Partner mit. Das Wachstumspotenzial schätzt Hitziger als "enorm" ein, denn während jedem Österreicher jährlich 468 Flugzettel zugestellt werden, sind es in der Slowakei weniger als hundert.

Ordentlich aufdrehen will die Post beim EU-Nachbarn auch im Paketgeschäft, ihre SPS soll "in einigen Jahren" sogar Marktführer Slowakische Post überholen - bei Geschäftspaketen, versteht sich. (Luise Ungerboeck aus Bratislava, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.5.2006)