Bawag-Filiale Tuchlauben im Zentrum Wiens, Dienstag Vormittag. Die Stimmung scheint sich im Vergleich zum vergangenen Freitag gebessert zu haben, die Zahl der Kunden, die ihr Konto auflösen wollen, ist überschaubar.

Foto: Bruckner

Die versammelte Presse erwartet das Aufgebot vor der Hauptfiliale Tuchlauben. Als "Geste, zu zeigen, dass die Bawag jetzt eine sichere Bank ist", kündigten sich führende Mitglieder der Bundesregierung an, um Sparbücher zu eröffnen.

Foto: Bruckner

Bawag-Chef Ewald Nowotny mit einem neu eröffneten Sparbuch: "Es ist leider so, dass an Spitzentagen Abflüsse erreicht wurden, die über 50 Millionen Euro gelegen sind", räumt er ein.

Foto: Bruckner

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel legte am Vormittag im medialen Blitzlichtgewitter 2.000 Euro auf ein neues Sparkonto ein. Er hatte nach eigenen Angaben vorher kein Konto bei der Bawag, sondern war bisher Kunde bei Erste Bank und Raiffeisen. 2.000 Euro steuert auch Nationalratspräsident Andreas Khol bei: "Der Bundeskanzler hat mich spontan eingeladen, ein Sparbuch zu eröffnen. Es ist nur recht und billig, zur Liquidität beizutragen", so der Nationalratspräsident.

Foto: Bruckner

Auch Finanzminister Grasser zückt seine Geldbörse und ist sichtlich zufrieden: "Wir freuen uns, Neukunden zu guten Konditionen sein zu können."

Foto: Bruckner

"Es geht darum zu zeigen, dass es funktionierendes Krisenmanagement gibt", so der Finanzminister vor den heimischen Pressevertretern. "Ein wichtiges Signal, dass man auf den österreichischen Finanzmarkt vertrauen kann."

Foto: Bruckner

Bawag-Chef Nowotny, ÖGB-Chef Hundstorfer, Finanzminister Grasser und Bundeskanzler Schüssel präsentieren das Rettungspaket für das Institut. Schüssel: "Wir haben eine nationale Kraftanstrengung zusammengebracht."

Foto: Bruckner

Auch BZÖ-Chef Jörg Haider ist zur symbolischen Sparbucheröffnung eingetroffen. Auch wenn er schon lange Zeit Bawag-Kunde in Klagenfurt ist, wie er betont.

Foto: Bruckner

"Wir mussten sagen, wir können diese zusätzlichen Haftungen nicht in diesem Ausmaß übernehmen", sagte am Dienstag Vormittag ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer. "Das heißt aber nicht, dass wir pleite sind", so der ÖGB-Chef, hier vor der Filiale Tuchlauben. Schon kurz nach Schalter-Öffnung hatte er in der Filiale Schottenring 100 Euro auf sein bestehendes Sparbuch eingezahlt, eine weitere Einlage tätigte er in der Hauptfiliale Tuchlauben.

Foto: Bruckner

Als Eigentümervertreter sprach Hundstorfer (hier in der Schlange der Herren, die geduldig auf ihre Sparbucheröffnung warten) ein Dankeschön an Regierung, Banken und Versicherungen für das beschlossene Rettungspaket aus. Damit werde es möglich, die Bawag für ihre 1,3 Millionen Kunden, 6.200 Mitarbeiter und den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern.

Foto: Bruckner

Er hoffe, dass es nun möglich wird, das Institut "in eine ruhige Phase zu führen", sagte Hundstorfer. Der ÖGB-Präsident wiederholte nochmals, dass der Verkaufsprozess für die Bawag weiter läuft.

Foto: Bruckner

Die für das Rettungspaket nötigen Gesetzesänderungen könnten noch diese Woche beschlossen werden. Wie Nationalratspräsident Andreas Khol bekanntgab, wird eine Sondersitzung des Nationalrates abgehalten. Der genaue Termin wird bei einer Sitzung der Parlamentspräsidiale festgelegt.

Foto: Bruckner

Ob der heutige "hochrangige" Vertrauensbeweis ausreicht, um für baldige Ruhe im Institut zu sorgen, wird sich weisen. "Ich will sowieso nicht abheben," sagt eine Dame. "Da muss erst ein Skandal passieren, um alle aufzuscheuchen", amüsiert sich ein älterer Herr. (rb)

Foto: Bruckner