Makrophyten-Ernte auf der Alten Donau: Mähboote stutzen nach einem ausgeklügelten System die Wasserpflanzen auf ein für Schwimmer und Bootfahrer erträgliches Maß.

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Die "Makrophyten" in der Alten Donau sind die guten – nicht die bösen Algen und sorgen für biologisches Gleichgewicht. Sie sind allerdings genauso sonnenhungrig wie die Badenden. Damit den Schwimmern die Freude nicht getrübt wird, sind Mähboote im Dauereinsatz.

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Wien – Es soll ja Menschen geben, die Angst davor haben, in die endlichen Tiefen der Alten Donau gezogen zu werden, wenn sie mit den Fangarmen einer der gen Sonne schlingernden Wasserpflanzen in Berührung kommen. Jedoch: "Was gemeinhin als Schlingpflanze oder Alge bezeichnet bezeichnet wird, sind eigentlich Makrophyten und die brauchen wir für eine gute Wasserqualität ," ist Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) um Aufklärung bemüht.

Denn nämliche Makrophyten sind unabdingbar für die Rekonvaleszenz des nicht gerade als kristallklar und pumperlgesund bekannten Gewässers. Damit der Interessenkonflikt zwischen den Badenden und den nicht minder sonnenhungrigen Unterwasser-Wucherern möglichst gering gehalten wird, tuckern auch heuer wieder zwei Mähboote durch die Alte Donau.

Seit 2003 sind die schaufelradangetriebenen Schifferln, die mit ihrem Fließband stark an landwirtschaftliche Geräte erinnern, vom Frühling bis in den Herbst im Einsatz – nach einem wissenschaftlich ausgeklügelten Konzept. Rund zehn Stunden pro Tag, fünf Mal die Woche stutzen sie die nach oben hin stark verzweigten Wasserpflanzen auf ein für Schwimmer und Bootsfahrer erträgliches Maß. Doch das ist nicht der einzige Zweck der alljährlichen Mahd: Das langstielige "Ährige Tausendblatt" (Myriophyllum spicatum), das derzeit die Selbstreinigungskraft des Wassers fördert, soll niedriger wachsenden Arten, wie der "Armleuchteralge" Platz machen.

Und diese gedeihen nur dann, wenn genug Licht in Richtung Grund dringen kann. Deshalb werden die rasanten Tausendblättler (sie wachsen bis zu 30 Zentimeter pro Woche) ständig auf rund 70 Zentimeter zurückgeschnitten.

Sanierungsziel erreicht

All das ist Teil des Makrophyten-Managements zur Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts in der Alten Donau, welches sich die Stadt 580.000 Euro pro Jahr kosten lässt. "Die Wasserqualität ist heuer wieder um ein Stück besser und das Sanierungsziel ist mittlerweile erreicht," zog Sima am Donnerstag eine Zwischenbilanz des "internationalen Vorzeigeprojekts". Die Zahl der "bösen" Blaualgen, die das Wasser trüben, werde immer geringer – auch wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis sich eine natürliche Balance einstellt, wie sie bis vor 20 Jahren herrschte.

Damals, Ende der 1980er- Jahre "kippte" das Wasser der Alten Donau und die Makrophyten wurden dahingerafft. "Das ist wie in der Wirtschaft: Wenn einer den Platz verlässt, kommt der nächste," erläutert Georg Janauer vom Department für Limnologie und Hydrobotanik. Die Planktonalgen übernahmen die Führung und verwandelten die Alte Donau in eine alte Brühe. Seither wurde der beliebte Stadtstrand mit verschiedensten Maßnahmen – von chemischer Behandlung über künstliche Bestrahlung des Grund bis zu Frischwasserzufuhr – rehabilitiert.

Die Badefreuden werden auch verendete Schwäne nicht trüben, versichern die Verantwortlichen. Trotz mehrerer Fälle von Vogelgrippe im Raum des Wasserparks Alte Donau könne "Schwimmen als Übertragungsweg" ausgeschlossen werden. Aufgrund des hohen Verdünnungsgrades wäre selbst beim Schlucken von Wasser die Konzentration für eine Übertragung des Virus viel zu gering. (Karin Krichmayr, DER STANDARD – Printausgabe, 28. April 2006)