Zehn Jahre ist es her, Zidane wird bei Juventus präsentiert...

Madrid - Frankreichs Fußball-Genie Zinedine Zidane beendet seine Profi-Karriere nach der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Das kündigte der Spielmacher von Real Madrid und der "Equipe Tricolore" am Dienstag in einem Interview mit dem französischen Fernsehsender Canal Plus an.

"Es liegt vor allem an meinem Körper. Ich habe mir selbst gesagt: Noch ein Jahr schaffe ich nicht", sagte "Zizou", dessen Vertrag in Madrid noch bis Sommer 2007 gelaufen wäre. Ausführlich will sich der Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000, der seinen Entschluss "definitiv" nannte, am Mittwoch vor der Presse in der spanischen Hauptstadt äußern.

Schon seit Monaten hatten sich die Fans in Spanien immer wieder gefragt: Was ist los mit dem Grandseigneur des Fußballs? Seit Beginn der Saison plagte sich der Regisseur mit Verletzungen herum. Und wenn der Weltfußballer der Jahre 1998, 2000 und 2003 spielte, präsentierte er sich oft in so schwacher Form, dass er kaum wiederzuerkennen war.

"Zidane ist mit den Kräften am Ende, seine Zeit ist abgelaufen", orakelten die Kommentatoren schon seit längerem. Der Franzose musste mit seinen Kräften Haus halten. Dennoch entschied er sich im Sommer 2005 zur Rückkehr ins französische Team, von dem er ein Jahr zuvor Abschied genommen hatte.

Für Real bestritt er seither kaum ein Spiel mehr über 90 Minuten. Nach Angaben des Sportblatts "Marca" hatte Zidane die Schuhe eigentlich schon im vorigen Sommer an den Nagel hängen wollen. Aber der damalige Real-Präsident Florentino Perez soll ihn zum Weitermachen überredet haben.

Zidane war 2001 für eine Ablösesumme von ca. 78 Millionen Euro als teuerster Spieler der Fußball-Geschichte von Juventus nach Madrid gewechselt. Der Rekord hat bis heute Bestand. Mit seiner filigranen Technik schien er viel besser in den spanischen Fußball zu passen, wo das Publikum sich nicht mit ermauerten 1:0-Siegen begnügt, sondern auch gehobene Spielkunst verlangt.

Rentabelster Kicker der Welt

Auch wenn Zidanes Physis zuletzt nachließen, zahlte sich für Real die Rekordinvestition aus. Die US-Wirtschaftszeitschrift "Forbes" ermittelte bereits vor mehreren Jahren, dass Zidane - gemessen an seinem Gehalt und an den Spielanteilen - der "rentabelste Fußballer" der Welt ist.

2002 schoss er die "Königlichen" im Finale der Champions Lague gegen Bayer Leverkusen mit einem Supertor zum 2:1-Sieg. Für den Franzosen ging damit eine schwarze Serie zu Ende. Mit Juventus hatte er dreimal in Folge in europäischen Endspielen verloren. Er war Welt- und Europameister, aber bis dahin nie Europacup-Sieger geworden.

Der Sohn algerischer Einwanderer ist ein Star, aber er kennt keine Allüren. "Als Torjäger tauge ich nicht, und in der Abwehr bin ich eine Katastrophe", gestand er ohne Umschweife seine Schwächen. "Mein Landsmann Patrick Vieira erkämpft sich in einem Spiel 100-mal den Ball, ich nur zweimal."

Zidane begeistert die Fans vor allem mit seiner spielerischen Eleganz und seiner ausgefeilten Technik. "Wenn er angespielt wird, beginnt sich der Ball wohlzufühlen", schrieb einst der Zürcher "Sport".

Dabei gehört der "große Verführer" ("El Pais") zu jenem Typ von Fußballstar, der eigentlich schon als ausgestorben gilt. Er agiert als Spielmacher im Stil eines Michel Platini oder Günter Netzer, obwohl die Figur des Regisseurs im modernen Fußball längst keinen Platz mehr hat. "Er widersteht den Trends des modernen Fußballs, der nur noch Spezialisten und Rackerer hervorbringt", meinte Santiago Segurola, Sportchef von "El Pais".

Zidane dirigiert bei Real das Spiel seines Teams, aber er gibt nicht das Kommando. Dafür ist er viel zu schüchtern und verschlossen. Er eignet sich weder zum Chef noch zum Entertainer. Auch für den Medienrummel hat er nichts übrig. In Interviews äußert er sich zurückhaltend und vorsichtig wie ein Diplomat. (APA/dpa)