Alfred Lion (li.) und Axel Mader, Vorstände der M.O.F.-Immobilien AG.

Foto: Lion Immobilien
Sechs Konzerne haben gemeinsam Österreichs ersten Mixed Opportunity Fund, die M.O.F.-Immobilien AG, gegründet. Welche Ziele sie damit verfolgen, erläutern die Initiatoren und Vorstände Axel Mader und Alfred Lion im Gespräch mit Gerhard Rodler.

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STANDARD: Sie haben mit dem "Mixed Opportunity Fonds" einen weiteren Immobilienfonds aufgelegt. Gibt es davon nicht schon genug?

Mader: Es gibt sicherlich bereits viel klassische Anlage- und Publikumsfonds, aber die M.O.F.-Immobilien AG ist einzigartig und richtet sich nicht an breite Anlegerzirkel. Wir haben eine für Österreich einzigartig renommierte Aktionärsstruktur: Neben der Immofinanz-Gruppe gehören auch die Generali, die Investkredit, die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, die Oberösterreichische Versicherung und wir selbst als Lion-Immobiliengruppe dazu. Jeder hält den gleichen Anteil.

STANDARD: Klingt so, als ob hier eine europäische Immobilienmacht im Developergeschäft aufgebaut werden soll?

Lion: Das nicht gerade. Dafür sind wir weder national noch international groß genug. Andererseits verschaffen uns die prominenten, finanzstarken Aktionäre in ganz Europa einen hervorragenden Zugang. Wir werden jetzt auch international sehr ernst genommen. Das ist auch ein Vorteil für die Lion-Immobiliengruppe. Und es geht natürlich auch darum, Synergien zu nutzen. Beispielsweise ist vereinbart, dass Objekte, die wir begutachten, die aber aus welchen Gründen auch immer nicht in unseren eigenen Fonds passen, unseren Aktionären angeboten werden. Die haben ein Vorkaufs- und Eintrittsrecht.

STANDARD: Wofür brauchen am Immobilienmarkt so etablierte Unternehmen wie Immofinanz oder Generali Sie überhaupt?

Mader: Ganz so klein sind wir bei aller Bescheidenheit auch wieder nicht. Mit einem aktuellen Projekt- und Transaktionsvolumen von rund 200 Millionen Euro zählt Lion Immobilien zu den großen Entwicklern und Immobilien-Dienstleistern des Landes. In Wien entwickeln wir derzeit mit HBG gemeinsam eine 60.000 Quadratmeter große Liegenschaft, in Salzburg 5000 Quadratmeter Büros, in Linz rund 15.000 Quadratmeter, ein Shoppingcenter in Kärnten, Luxuswohnprojekte in Wien und am Wörthersee, Büro- und Gewerbeimmobilien in Zagreb und Belgrad und einiges mehr…

STANDARD: ...trotzdem stellt sich die Frage, warum gerade Sie so tolle Immobilienanlageprojekte finden sollen, welche Ihre großen Investoren nicht selber finden würden.

Mader: Das müssen wir erst beweisen. Aber drei Projekte stehen schon knapp vor Abschluss: ein baugenehmigtes 15.000 Quadratmeter großes Büroprojekt in Neu-Belgrad, ein 5000 Quadratmeter großes Bürohaus in Graz und ein Luxuswohnprojekt in Wien. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu unseren Mitbewerbern ist ja auch, dass wir zu 30 bei 50 Prozent Projekte ankaufen, die noch nicht fertig entwickelt sind. Bei denen übernehmen also wir das Developmentrisiko, welches wir mit den anderen fertig entwickelten und vermieteten Objekten abfedern.

STANDARD: Wo und wie viel werden Sie investieren?

Lion: Ziel des Fonds ist die Veranlagung in hochrentierliche Immobilienprojekte in Zentraleuropa sowie angrenzenden Märkten im Süden und Osten. Kurzzeitig setzen wir Schwerpunkte in Österreich, Deutschland, Kroatien und Serbien. Wir wollen rasch einen Immobilienbestand von 300 Millionen Euro aufbauen und dafür rund 20 Prozent Eigenmittel einsetzen.

STANDARD: Das ist aber ein branchenunüblich geringer Eigenmittelanteil.

Mader: Da sich unter unseren Aktionären auch Banken bzw. große Finanzhäuser befinden, sollte das Problem zu lösen sein; im Übrigen steigert eine so niedere Eigenkapitalquote natürlich den Gewinn für die Aktionäre – und den setzen wir bei 30 Prozent auf das eingesetzte Kapital an. Es ist beabsichtigt, das aufgebaute Immobilienpaket in spätestens fünf Jahren an Endinvestoren zu platzieren, den Fonds zu schließen und mit einem neuen zu starten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.4.2006)