Foto: Energie Steiermark
Klagenfur - Um 250 Millionen Euro wollen die Verbundgesellschaft und die Klagenfurter Stadtwerke auf einem Grundstück am Stadtrand ein Gas-Kombi-Kraftwerk errichten. Geplante Leistung: 400 Megawatt Strom und 200 Megawatt Wärmeenergie. Im Umland regt sich jedoch Widerstand, die Grünen sind ebenfalls sehr skeptisch. Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher (V) sieht das Projekt als "Glücksfall" für seine Stadt.

Das Kraftwerk sei überdimensioniert, verschlechtere die CO2-Bilanz drastisch, die Folgen für die Umwelt würden "kleingeredet", so die Kritik von Grünen-Chef Rolf Holub. Scheucher kontert mit dem Hinweis darauf, dass das neue Werk "den neuesten Umweltstandards" entspreche. Nach Ansicht der Stadtwerke ist es "fünf nach zwölf", um mit dem Bau zu beginnen, weil das alte Fernheizwerk ab 2008 die Umweltvorschriften nicht mehr erfüllen könne, wie Vorstand Michael Junghans betont. Und für die Verbundgesellschaft bedeutet das Kraftwerk die Sicherung der Strombereitstellung in Kärnten für die kommenden 20 Jahre.

Angst um die Lebensqualität

Die Ebenthaler als unmittelbare Anrainer fürchten trotzdem um ihre Luftqualität und um das Wasser der Gurk, das zur Kühlung verwendet werden soll. Es gibt bereits mehrere Bürgerinitiativen, die von SPÖ-Bürgermeister Franz Felsberger unterstützt werden. Auch die Grünen wollen gegen den Bau kämpfen. Holub kritisierte gegenüber der APA vor allem, dass es an Informationen fehle: "Da wird ein Riesending vorbereitet und sämtliche relevanten Fragen bleiben unbeantwortet." Bei der Umweltverträglichkeitserklärung sei "geschludert" worden, will der Grün-Mandatar wissen, das Umweltministerium habe bereits zusätzliches Material angefordert. Daher müsse ein unabhängiger Gutachter die Folgen des Großkraftwerks für Luft und Wasser, aber auch für die Feinstaubbelastung überprüfen.

Die Dimensionen des Kraftwerkes scheinen für Klagenfurt in der Tat recht groß. Die Stromerzeugung übersteigt den Bedarf der Landeshauptstadt etwa um das Fünffache, und die 200 Megawatt Fernwärme-Leistung wurden nicht einmal im vergangenen Rekordwinter benötigt. Die absolute Bedarfsspitze lag bei 165 Megawatt. Holub: "Das Klagenfurter Kraftwerk wird 800 Megawatt an Gasleistung verbrauchen, das bedeutet, dass 200 Megawatt in Form von Abwärme an die Umwelt abgegeben werden."

Kühlwasser

Pro Stunde wären 500 Tonnen Wasser aus der Gurk für die Kühlung notwendig, wodurch der Fluss deutlich erwärmt würde. Der CO2-Ausstoß in Kärnten wäre nach der Inbetriebnahme schlagartig um 20 Prozent höher. Derzeit, so Holub, betrage der Jahresausstoß fünf Millionen Tonnen, das Kraftwerk würde eine Million Tonnen zusätzlich produzieren. Dazu kämen Probleme mit dem so genannten "Industrieschnee" im Winter und hohen Stickoxid-Emissionen, welche die Ozonbelastung ansteigen lassen würden.

Auch der Hinweis auf die Umweltbelastung durch das alte Fernheizwerk wird von den Grünen so nicht akzeptiert. Die Klagenfurter Stadträtin Andrea Wulz betont, dass für das alte Fernheizwerk Umweltauflagen erteilt wurden, die bis Ende 2007 erfüllt sein müssten. Stelle man einen Vergleich auf dieser Basis an, sehe die Sache ganz anders aus. Wulz: "Es ist aber zu befürchten, dass das alte Werk überhaupt nicht saniert wird, weil man auf den Neubau warten will. Die Klagenfurter haben aber einen Rechtsanspruch darauf." Ihr Alternativvorschlag: Das alte Fernheizwerk sollte auf Gas und CO2-neutrale Biomasse umgerüstet, auf das Großkraftwerk überhaupt verzichtet werden. (APA)