Bild nicht mehr verfügbar.

Luise Pokorny-Reiter (li.) gewann für die SPÖ acht Prozentpunkte dazu - Hilde Zach verlor knapp zehn Prozent, konnte aber den ersten Platz und die Absolute für die Bürgerlichen halten.

Foto: APA

Eugen Sprenger brachte der Stamm-ÖVP Gewinne.

Foto: Schlosser
Grafik: Standard

Bei den Innsbrucker Gemeinderatswahlen hat sich die ÖVP-Strategie, mit mehreren Listen anzutreten, erneut ausgezahlt: Amtsinhaberin Hilde Zach wird trotz Verluste den Bürgermeistersessel halten können. SPÖ und Grüne konnten stark zulegen.

Innsbruck – So spricht eine Siegerin: "Ich war Bürgermeisterin und werde es bleiben. Wer am meisten Stimmen hat, ist Wahlsieger. Ich habe mit ÖVP-Vizebürgermeister Sprenger bereits Gespräche aufgenommen. Wichtig ist: die bürgerliche Mehrheit in Innsbruck ist gesichert", resümierte die alte und aller Voraussicht nach auch neue Innsbrucker Bürgermeisterin Hilde Zach im STANDARD-Gespräch das Ergebnis eines spannenden Wahlabends.

Auch das weitere Prozedere umschreibt sie: "Ich werde in den nächsten Tagen mit allen anderen Parteien ganz unaufgeregt Gespräche aufnehmen. Wer am meisten von unserem Programm mitträgt, ist willkommen."

Gewinnerin trotz Verlusten

Die Gemeinderatswahlen in Innsbruck endeten mit einer Gewinnerin trotz Verlusten – und Verlierer trotz Gewinne.

Zach konnte mit 26,8 Prozent der Stimmen ihren Bürgermeistersessel halten – wenn auch mit Einbußen. Der Wahlkampfleiter der Bürgermeisterin, Martin Feichtner, sprach "von einem großen Erfolg. Wenn man bedenkt, wo wir bei den Umfragen im November gestartet sind, dann hat die Bürgermeisterin eine gewaltige Aufholjagd hingelegt. Wir können zufrieden sein." Für Zach war es die erste Wahl, 2000 hatte der nunmehrige Landeshauptmann Herwig van Staa als Bürgermeister die Liste angeführt.

SPÖ und Grüne konnten beide stark zulegen – die SPÖ stärker, als es der Bawag-Malus erwarten lies. Die Grünen schwächer, als die Umfragen hoffen ließen.

Hilfsabkommen

An der Vorherrschaft des konservativen Lagers in der Studentenstadt Innsbruck ändert das aber nichts: Die so genannten "bürgerlichen Parteien" konnten ihre absolute Mehrheit verteidigen. Zach braucht Rot-Grün nicht, um im Gemeinderat mit einfacher Mehrheit wieder zur Bürgermeisterin gewählt zu werden.

Die beiden ÖVP-Listen von Zach und Vizebürgermeister Eugen Sprenger haben sich bereits im Vorfeld darauf festgelegt, bei Koalitionsverhandlungen einander primärer Ansprechpartner zu sein – und da der Gemeinderat auch den Bürgermeister mit einfacher Mehrheit wählt, können sich beide schwarzen Listen auch in dieser Frage gegenseitig stützen. ÖVP-Spitzenkandidat Sprenger zeigte sich aber enttäuscht: "Wir gehören zu den Gewinnern, aber das Wahlergebnis ist nicht jenes, das wir uns vorgestellt haben", meinte er zum STANDARD. Er rechnet jedoch damit, weiterzuregieren.

SPÖ gab sich koalitionsbereit

Koalitionsbereit gab sich am Wahlabend auch die SPÖ. SPÖ-Spitzenkandidatin Maria-Luise Pokorny-Reitter sagte zum STANDARD: "Wir sind die Partei mit den meisten Stimmenzuwächsen. Wenn wir die Möglichkeit haben von unseren Programmschwerpunkten Wohnen und Arbeitsplätze viel umzusetzen, werden wir eine Regierungskoalition abschließen". Auch SPÖ-Nationalrätin Gisela Wurm erwartete ein Koalitionsangebot. ÖVP-Nationalrätin Karin Hackl zeigte sich am Abend in Innsbruck überzeugt davon, dass sich "gemeinsam mit der ÖVP und dem Seniorenbund eine solide bürgerliche Mehrheit ausgeht".

Nicht in die Koalitionsüberlegungen einbezogen ist der Ex-Blaue und nunmehr auf einem ÖVP-Ticket ritternde Rudi Federspiel ("Freie Liste"), der mit 9,4 Prozent ein Achtungserfolg erreichte. Während er 2,6 Prozent dazugewann, verlor die FPÖ 2,7. Van Staa hatte den Ex-FPÖler Federspiel in den Landtag geholt, um den rechten Rand abzudecken. Für Altbürgermeister Romuald Niescher eine Rechnung, die aufgegangen ist: "Die Investition des Landeshauptmanns in ihn haben sich gelohnt." Grüne, SPÖ und die Sprenger-VP haben Koalitionen mit der FPÖ und dem Rechtspopulisten Federspiel von vornherein ausgeschlossen.

Kein Herzklopffinale

Alle Meinungsumfragen waren von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen vier Listen ausgegangen: zwischen Bürgermeisterin Zach, der Stamm-ÖVP von Sprenger, den Grünen und der SPÖ.

Dem spannenden Wahlabend – erste Hochrechnungen hatten die Grünen weit stärker gesehen – war eine Materialschlacht vorausgegangen. Enttäuschend blieb die Wahlbeteiligung mit 57,8 Prozent. (DER STANDARD, Printausgabe 24.4.2006)