"Rassismus-Paparazzi" sind aufgefordert, Beschmierungen zu fotografieren und per MMS oder E-Mail an die Kampagnen-Website zu schicken, wo die Bilder automatisch auf einem Stadtplan verzeichnet werden

Grafik: rassismusstreichen.at
Wien - "Rassismus ist zu einer akzeptierten Normalität geworden," konstatiert Alexis Neuberg, Obmann der Wiener Integrationskonferenz, angesichts der "Passivität von Politik und Gesellschaft" gegenüber der aktuellen Zunahme von rassistischen Beschmierungen im öffentlichen Raum.

"Im Land von Mozart, in das die Touristen kommen, um die Schönheit zu genießen, sind rassistische Sprüche an Hauswänden eine Schande," weist Neuberg darauf hin, dass diskriminierende Aufschriften nicht nur für die Betroffenen "untragbar" sind.

Sticker für bekritzelte Wände

Um das Ausmaß rassistischer und verhetzender Graffiti in Wiens Straßenzügen zu dokumentieren, startete die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch am Donnerstag die Kampagne "Rassismus streichen". Dabei werden "Rassismus-Paparazzi" aufgefordert, Beschmierungen zu fotografieren und per MMS oder E-Mail an die Kampagnen-Website zu schicken, wo die Bilder automatisch auf einem Stadtplan verzeichnet werden. Zudem hat die Künstlerin Andrea Ressi Sticker entworfen, die auf bekritzelten Wänden angebracht werden können - dank einer speziellen Folie ohne Rückstände zu hinterlassen. SOS Mitmensch empfiehlt trotzdem, mit Hauseigentümern Rücksprache zu halten.

Lösungen gesucht Von der Kampagne erhoffen sich die Initiatoren vor allem rasche Lösungen und appellieren per Unterschriftenaktion an Bürgermeister Michael Häupl, "politische Verantwortung zu übernehmen." Als Vorbild könnten Modelle in anderen Städten dienen, wo die Stadtverwaltung rassistische Sprüche auch von Privathäusern kostenlos entfernt. Ein entsprechender Antrag der Wiener Grünen hatte bisher wenig Erfolg - zu hoch seien die Kosten, hieß es vonseiten der verantwortlichen Stadträte. (kri, DER STANDASRD Printausgabe 21.4.2006)