Die Strompreise in Europa seien mittlerweile wieder kräftig gestiegen, allein im letzten Jahr um rund 50 Prozent, so Bernhard Haider von PwC Österreich am Donnerstag bei der Präsentation der Studie "The Big Leap - Utilities global survey 2006". Habe die Industrie kurz nach der Liberalisierung noch zu 18 bis 20 Euro/MWh abschließen können, seien die Preise im Zeitraum 2002 bis 2004/2005 auf 30 bis 35 Euro/MWh gestiegen, mittlerweile seien es bereits rund 60 Euro/MWh. Haider sieht die Preise weiterhin leicht steigend bzw. auch einem konstant hohen Niveau (nicht unter 50 Euro). Die Strompreise in Europa seien jedenfalls volatiler geworden und korrelierten viel stärker mit den Entwicklungen am Ölmarkt und indirekt damit auch am Gasmarkt.
Keine Gefahr von Engpässen
Einen Strommangel sehe man in Europa trotz begrenzter Kapazitäten noch nicht, so Erwin Smole von PwC Österreich. Dass große Player bestrebt seien, die Preise oben zu halten, liege auf der Hand, so Haider, bei den Strompreisen seien aber vielleicht zehn Euro Differenz von der Branche gesteuert. Bei den derzeit hohen Preise für Öl, Gas und Kohle sei es aber klar, dass auch die Strompreise nach oben gingen.
Die Strom- und Gasindustrie werde künftig völlig anders aussehen. Es werde mehr Fusionen und Übernahmen und immer größere supraregionale Erzeuger und Verteiler geben. Innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre werde es in Europa vier bis fünf große Player geben, erwartet Haider. Im Jahr 2005 hätten die Mergers & Akquisitions (M&A) einen Transaktionswert von 196 Mrd. Dollar (159 Mrd. Euro) erreicht, verglichen mit 123 Mrd. Dollar 2004. Für 2006 werde ein weiterer Sprung nach oben erwartet, allein schon im Hinblick auf die geplante Übernahme der spanischen Endesa durch den deutschen E.ON-Konzern.
Als Branchenführer betrachtet wurden von den befragten Managern u.a. die EdF (19 Prozent), E.ON (16 Prozent), Duke Energy, Exelon, Eskom (je 6 Prozent) sowie RWE und Endesa (je 3 Prozent).
Investoren-Einstieg
Bei der Infrastruktur werde sich der Trend aus der asiatisch-pazifischen Region, dass immer mehr Finanzinvestoren einsteigen, auch in Europa durchsetzen. Erste Beispiele dafür gebe es bereits. Bezüglich der CO2-Problematik sei vor allem in Europa der praktikabelste Weg. Die Zertifikate würden weiter eine wichtige Rolle spielen. (APA)