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Auslagern an indische Spezialisten: Manchen Kunden ist das zu weit.

Foto: Reuters
Noch immer wächst der Markt für IT-Outsourcing, dennoch ist die Zeit der ersten Euphorie verflogen. "Das wird rationaler betrachtet - und auch kritischer", sagt Klaus Malle, Country Managing Director Österreich des Consultingunternehmens und IT-Outsourcers Accenture.

Alle Unternehmen, die solche Dienstleistungen anbieten, beobachten, dass IT-Auslagerungsprojekte nicht mehr so häufig in Bausch und Bogen angegangen werden und dass die Unternehmen hohe Auflagen an die Firmen stellen, die ihre IT übernehmen. Dementsprechend gibt es einige neue Ausdrücke, die zu dem Begriff "Outsourcing" hinzugekommen sind und die den beweglichen Markt kennzeichnen: Nearshoring, Onshoring, Offshoring und Insourcing.

Immer, erklärt Malle dazu, ist bei Outsourcing-Verträgen ein Abwägen von Risiko und Kosten dabei, weshalb nicht alle Kunden eine Auslagerung nach Asien (Offshoring) ins Auge fassen, wo die Personalkosten am niedrigsten sind. Viele Kunden bevorzugen Nearshoring, worunter in Europa das Auslagern nach Osteuropa verstanden wird. Malle: "Die Vorstellung, nach Bratislava fahren zu können, wenn es mal brennt, ist halt verführerisch."

Nähe als Wert

Auf Onshoring, worunter das Auslagern nahe beim Auftraggeber verstanden wird, bestehen oftmals Großkunden. Und schließlich gibt es auch Insourcing-Projekte, d. h., dass sich ehemalige Auslagerfirmen Teile der IT-Aufgaben wieder zurück ins Unternehmen holen. Sei es, weil man den Know-how-Verlust schmerzlich zu spüren bekommen hat, sei es, weil ein IT-Teil wieder als Kernkompetenz definiert wurde. Auch gibt es aufgrund von jüngeren Automatisierungsmöglichkeiten und Service Level Agreements wieder leichter die Möglichkeit, Teile der IT wieder im Haus zu bewerkstelligen, wie man etwa beim Technologieunternehmen HP betont.

Für die Unternehmen, die IT-Outsourcing anbieten, bedeutet dies, dass sie international aufgestellt werden müssen, um so dem Kunden ein maßgeschneidertes Angebot legen zu können, erklärt Malle. Accenture habe mittlerweile 15.000 asiatische Software-Entwickler auf der Lohnliste; in Osteuropa sind es 2000 Spezialisten.

Was die Branchen betrifft, ist es vor allem die produzierende Industrie, die ihre EDV an Spezialisten überantwortet. Auch durch die Akquisitionen heimischer Firmen in Osteuropa ergibt sich ein Trend zum Auslagern, um so eventuelle Parallelitäten bei der IT-Infrastruktur in den Griff zu bekommen. Ein großer Markt, der demnächst in den Outsourcing-Zug einsteigen dürfte, sind Banken und Finanzdienstleister, erklärt Malle. "Die Aktionäre erwarten sich jetzt, dass aus den Käufen Kostenvorteile generiert werden, und zwar in allen Bereichen, natürlich auch der IT." (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.4.2006)