Wien - 2006 ist das Jahr, in dem sich Arbeitnehmer bei einem Jobwechsel erstmals ihr eingezahltes Geld von den Mitarbeitervorsorgekassen (MVK) auszahlen lassen können. Die befürchteten hohen Abflüsse seien zwar ausgeblieben, "man merkt aber eine zunehmende Begehrlichkeit", sagt Fritz Janda von der MVK-Plattform dem STANDARD. Die Saisoniers würden die erste Gruppe sein, die Ansprüche geltend machen werden.

Auch in einer weiteren Angelegenheit - der Liegedauer der Ansprüche - wird sich "vor der Wahl im Herbst " wenig klären lassen. Von den MVK wird eine Erhöhung der Liegedauer, die derzeit drei Jahre beträgt, gefordert. Janda: "Optimal wäre eine Liegedauer bis zum Pensionsantritt." Dies würde es den MVK ermöglichen, verstärkt in Aktien zu investieren und an der derzeit guten Performance zu partizipieren. Das Gesetz erlaubt zwar eine Veranlagungsquote in Aktien von bis zu 40 Prozent, tatsächlich würden nur null bis 15 Prozent in Aktien veranlagt, weil man immer mit kurzfristigen Abhebungen rechnen müsse.

"Wenn wie bei einem Girokonto ständig abgehoben wird, muss der Aktienanteil niedrig gehalten werden, darunter leidet langfristig die Performance", erläuterte Andreas Csurda, Vorsitzender der Plattform.

Ein weiterer Wunsch der MVK ist eine Verbesserung der Datenqualität. Denn bei Zwangszuweisungen - Unternehmen, die sich für keine MVK entscheiden, bekommen eine zugeteilt - komme es immer wieder zu falsch gemeldeten Daten. Seit Juni 2005 warte die Branche auf die Novelle des Betrieblichen Mitarbeitervorsorgegesetzes.

2005 hat sich das verwaltete Vermögen von 365 Mio. Euro auf 697 Mio. Euro beinahe verdoppelt. Die im Vorjahr erzielte durchschnittliche Performance von vier Prozent sei "mehr als herzeigbar", denn mit zehnjährigen Bundesanleihen ließ sich im letzten Jahr nur eine Verzinsung von 3,5 Prozent erzielen. Mittlerweile werden bereits für jeden zweiten Arbeitnehmer die Abfertigungsansprüche in einer der neun MVK veranlagt. Insgesamt sind damit bereits 1,7 Millionen Österreicher durch das neue System erfasst. (Bettina Pfluger, DER STANDARD Printausgabe 19.04.2006)