April, April... Sonne, Regen, mal warm, mal kalt. Während sich das Osterwetter nicht entscheiden kann, zeigt die Wirtschaft derzeit nur in eine Richtung: aufwärts! Zum vierten Mal in Folge wächst die Weltwirtschaft in diesem Jahr mit mehr als vier Prozent, vom stärksten Aufschwung seit Langem spricht der IWF. Besonders dynamisch bleiben China (9,5), Indien (6,3) und Russland (6,0); für die USA wird ein Plus von 3,3, für die Euro-Zone immerhin noch zwei Prozent Wachstum für 2006 vorhergesagt. Nur Schlusslicht Italien kriecht bei 0,1.

Die Motoren: wachsender Welthandel und niedrige Inflation. Auch in Österreich sorgen gute Stimmung und Kauflaune für ein höheres Gabenbudget: 53 Prozent der Bürger wollen allein zu Ostern insgesamt rund 195 Millionen Euro (im Vorjahr 178 Millionen) ausgeben. Damit die sonnigen österlich-weltökonomischen Aussichten nicht allzu bald hinter dunklen Wolken verschwinden, müssen vor allem drei Gefahren gebannt werden:

1. Protektionismus: Dieser stand auch im Mittelpunkt des informellen Treffens der EU-Finanzminister in Wien vergangene Woche. Doch entgegen aller Bekenntnisse wächst überall der nationale Protektionismus, nicht nur bezogen auf den "Ausverkauf" nationaler Champions, sondern auch bei wachstumsrelevanten Vorhaben wie der Liberalisierung des EU-Dienstleistungsmarktes. Importbeschränkungen und verschärfte Immigrationsverfahren, wie sie in den USA geplant sind, richten sich gegen die Voraussetzungen des weltweiten Aufschwungs, den freien Austausch von Gütern, Arbeitskräften und Kapital.

2. Rohstoffmangel: Mit 23 Millionen Barrel Ölverbrauch pro Tag liegt Asien derzeit nur noch knapp hinter den USA mit 25 Millionen und weit vor der EU mit 15 Millionen Barrel. Bereits 2002 löste das bis Anfang der 90er-Jahre in Sachen Energieversorgung autarke China Japan als zweitgrößten Ölverbraucher der Welt ab. Der Pro-Kopf-Energieverbrauch in den USA liegt allerdings noch 13 Mal höher; sollte China dieses Niveau erreichen, würde es täglich mehr als die aktuelle Tagesproduktion der gesamten Welt verbrauchen (90 Millionen Barrel Öl).

In einer boomenden Weltwirtschaft wird die Sicherung der Ressourcen zum strategischen Faktor - kein Wunder, dass sich die Konflikte um die Sicherung der Rohstoffe verschärfen. Gemäß einer Studie von Goldman Sachs rangiert der Rohstoffmangel in der Liste der größten Bedrohungen der Weltwirtschaft an erster Stelle - noch vor dem Terror. "Süchtig nach Öl" sei Amerika, so die Worte von Bush, der angesichts steigender Ölpreise und einer instabilen Nahostregion neuerdings für eine Energiepolitik jenseits des "schwarzen Goldes" - Atomkraft, Wind und Solartechnik - plädiert.

3. Vertrauenskrise: Mehr als Rohstoffe und Energie ist die Versorgung mit "Vertrauenskapital" für eine florierende Wirtschaft erforderlich. Die jüngsten Negativschlagzeilen von Deutscher Bank bis Hypo Alpe-Adria zeigen, dass auch hier die Fundamente brüchig sind. Nur ein funktionierender - also fairer - Kapitalmarkt und vertrauenswürdige Investoren sind Voraussetzungen für steigende Kooperations- und Investitionsbereitschaft und sinkende Transaktionskosten. Weder "Heuschrecken-Alarm" noch moralische Appelle helfen, sondern vielmehr richtige ethische Vorbilder und ein System von Checks & Balances, das schwarze Schafe schnell identifiziert und zur Rechenschaft zieht. Anders als beim Wetter, ist Wachstum kein Schicksal, sondern das Ergebnis von mutigen Entscheidungen. Worauf es ankommt, wusste schon Jean Paul: "Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahren blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet."