Bhutan unterhält nur mit wenigen Staaten der Welt diplomatische Beziehungen. Eigenen Aussagen zufolge bevorzugt das Land die Zusammenarbeit mit neutralen und friedliebenden kleinen Staaten. Neben Japan, Dänemark, Niederlande, Schweiz und Deutschland seit 1989 auch mit Österreich, als nach einem Bhutan- Besuch des damaligen Außenministers Alois Mock der Grundstein für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit gelegt wurde.

Seither ist Bhutan eines der acht Schwerpunktländer der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ÖEZA), gleichzeitig auch das einzige Land in Asien. Als Grund, warum gerade Bhutan für die intensive Kooperation auserkoren wurde, werden meist die Ähnlichkeiten zwischen dem Land im Himalaja-Gebirge und der Alpenrepublik angeführt: beide Länder sind klein, sie haben hohe Berge, dichte Wälder und den daraus resultierenden Tourismus. Wirtschaftlichen Profit versprechen hier wie dort Wasserkraft, Forstwirtschaft und Fremdenverkehr.

Unterschiede

Andererseits könnten die beiden Länder nicht verschiedener sein: Bhutan zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern, bis vor wenigen Jahrzehnten lebten die Menschen völlig abgeschnitten von der übrigen Welt, es gibt nach wie vor keine demokratischen Wahlen und es herrscht seit kurzem striktes Rauchverbot im ganzen Land. Über 40 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten, mehr als 30 Prozent leben unter der Armutsgrenze und an die 45 Prozent der Einwohner Bhutans sind unter 15 Jahre. Zudem dominiert Subsistenzwirtschaft, der Industrie- und Dienstleistungssektoren ist nur schwach entwickelt. Zwar kann Bhutan laufende Haushaltsausgaben mit Eigenmittel decken, Investitionsausgaben werden jedoch weitgehend mit ausländischer Hilfe finanziert. 1998/99 betrug der Anteil der Auslandshilfe an den gesamten Einnahmen des Staates bei 55 Prozent.

=>Entwicklungszusammenarbeit im Detail

Entwicklungszusammenarbeit im Detail

"Wenn wir so lange warten würden, bis ein Staat alle demokratischen Regeln erfüllt, dürften wir mit keinem Land der Welt Entwicklungszusammenarbeit betreiben", meint der Leiter der zuständigen Sektion im Außenministerium, Botschafter Georg Lennkh zur bilateralen Zusammenarbeit mit in menschenrechtlichem Kontext umstrittenen Ländern.

Energie, Tourismus und der Erhalt des kulturellen Erbes bilden den Schwerpunkt der Zusammenarbeit. Seit kurzem wird in allen neuen Projekten das Prinzip der "National Execution" verfolgt: das Projektdokument wird gemeinsam ausgearbeitet, ein lokales Management übernimmt die Projektverantwortung und die Geldflüsse werden über das bhutanische Finanzministerium geleitet. Als Projekträger der EZA fungieren häufig staatliche Stellen, private österreichische Unternehmen, Universitätsinstitute und in geringem Ausmaß internationale und regionale Organisationen.

Im folgenden ein kurzer Blick auf die Bereiche der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit:

  • Energie: Dabei wird vor allem der Ausbau der Nutzung natürlicher Ressourcen forciert, v.a. durch Errichtung der Kraftwerke in Rangjung (das Druckwasserkraftwerk wurde im April 1996 mit einer Leistung von 2,2 Megawatt in Betrieb genommen) und Basochhu (2005 mit 62 Megawatt), durch Ausbildungsmaßnahmen sowie Kapazitätsaufbau. Seit dem neunten bhutanischen Fünf-Jahresplan unterstützt Österreich einen Teil des umfangreichen Programms zur ländlichen Energieversorgung.

    Foto: APA/Holzner
    Außenministerin Plassnik in Basochhu bei der Eröffnung des Wasserkraftwerkes.

  • Hochgebirgsökologie: Das wichtigste Projekt bislang war Anfang der 90er Jahre das Integrierte Forstmanagment Projekt im Gebiet Wangthangla-Thrumsungla im Zentralbhutan. Ziel war eine nachhaltige und schonende sowie gleichzeitig wirtschaftlich rentable Nutzung der auf etwa 3.500 m Seehöhe gelegenen Tannenhochwälder. Nebenbei gibt es wissenschaftlichen Kooperationen.

    Foto: APA/HOLZNER
    Außenministerin Plassnik und der bhutanische Außenministers Lyonpo Khandu Wangchuk.

  • Tourismus: Hier liegt der Fokus auf der Unterstützung der Regierung und des Privatsektors bei der Konzeption und Umsetzung eines ökologischen und sozialverträglichen Tourismus; im Gegensatz zu Nepal bevorzugt Bhutan einen "sanften Tourismus". So wurden gemeinsam Trekking-Routen ausgewählt und Personal wie Köche, Kellner, Hotelmanager oder Bergführer ausgebildet. Ferner verfolgt Bhutan das Ziel, keine Unterscheidung zwischen Trekking- und Kultur-Touristen zu machen.

  • Kultur: Unterstützt wird die Regierung bei der Erhaltung des wertvollen bhutanischen Kulturerbes. Seit 1993 hilft Österreich bei der Restaurierung des Trongsa Dzongs, eines der der größten und bedeutendsten Klosteranlagen des Landes.

    Foto: APA/voelkerundemuseum
    Ende 1997 bis Anfang 1998 zeigte das Völkerkundemuseum die Ausstellung: "Bhutan-Festung der Götter" in der auch diese Königskrone, die sogenannte "Rabenkrone" zu sehen war.

    Indirekt in Verbindung mit den Projekten der Schwerpunktsektoren stehen weitere Ausbildungsprogramme. Dazu zählen das vom UN-Menschenrechtszentrum in Genf in Kooperation mit dem Bhutan betriebene Projekt der Fortbildung von bhutanischen Richtern, Rechtsbeiständen und Polizeikräften im Bereich der Menschenrechte.

    Weiters in die EZA fallen indirekte Studienplatzkosten für Studierende und bundesbetreute AsylwerberInnen.

Foto: APA/ARTINGER
Zwei Offiziere der königlichen Leibwache von Bhutan absolvierten 2002 eine zehn-wöchige Ausbildung bei der "Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung" (WEGA).

=>Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten

Durch die Kooperation im Kraftwerksbau erlebten die öffentlichen Entwicklungshilfezahlungen einen rasanten Aufstieg. So erhöhten sich die Zahlungen von 0,7 Prozent der Gesamten EZA im Jahr 1995 auf 3,3 Prozent 1999 und sanken dann 2004 wieder auf 1,5 Prozent (1,1 Millionen Euro) ab. Den Höhepunkt bildetet das Jahr 2001, in dem sich die österreichischen öffentlichen Leistungen an Bhutan auf 5,69 Millionen Euro beliefen, davon 2,68 Millionen Euro in Form von Krediten. Grund für diesen Anstieg war das bislang größte Projekt der ÖEZA, das Wasserkraftwerk Basochhu.

Die privaten EZA-Leistungen sind unbedeutend, Projekträger sind meist bhutanische Regierungsstellen, Privatfirmen und internationale Organisationen.

Transferleistungen abgesehen von der ÖEZA:

  • Importe nach Österreich: Handgeschöpftes Papier, Bekleidung, pflanzliche Rohstoffe, Schmuck- und Juwelierwaren, ätherische Öle.
  • Exporte: Maschinen, Metallwaren, Werkzeuge, Kunstoffwaren sowie Prüf- und Analyseinstrumente.

2001 beliefen sich die Exporte auf 0,42 Millionen Euro. Die Wirtschaftskammer sieht die Chance für österreichische Exporteure eher in der Teilnahme an internationalen Ausschreibungen für Projekte mit Weltbank und anderer mulitlateraler Finanzierung, besonders in den Bereichen (Klein-) Kraftwerksbau, Fortwirtschaft und Arbeitsmaschinen. (hag)