Bild: hobby a
Das Leben freiberuflicher Dauerläufer ist ständig im Wandel: Mit dem Job ändern sich Wohnort, Finanzlage und Privatleben. Irgendwann aber packt auch Stadtnomaden die Sehnsucht nach dem Eigenheim mit Gartengrün. Meist erstickt die Aussicht, sich für Jahre an Rückzahlungsraten und einen Ort zu binden, den Wunsch im Keim.

Innenarchitekt Gerold Peham gab nicht so schnell auf: Er überlegte, welches Haus ihm temporär Geborgenheit bieten könnte, ohne seine frei schweifenden Lebenskreise zu stören. Preiswert, schick, je nach Raumbedarf erweiter- und leicht transportierbar, sollte es sich wie ein Zelt dort aufschlagen lassen, wo es ihn hinziehe. Die Idee war zu gut für ihn allein, sein Jungunternehmerinstinkt regte sich: Wie ein Auto wollte er sein nomadhome aus vorgefertigten Teilen mit individuell wählbarer Oberfläche und Ausstattung produzieren.

Modulsystem

Damals arbeitete er im Büro der Architekten hobby a.; Walter Schuster und Wolfgang Maul waren die Experten für die Umsetzung konstruktiv-baulicher Details, sie hatten schon für Eva und Fritz auf einem Pachtgrund ein cooles, leicht auf- und abbaubares Hausobjekt entworfen (DER STANDARD, 9./10. 10. 2004).

Gemeinsam entwickelten sie ein Modulsystem: 2,5 m hohe, 4,65 m tiefe, gebogene Stahlprofile bilden die raumgebende Tragstruktur, zwei davon die 2,5 m breite Grundeinheit. 2800 kg schwer, passt sie auf jeden Lkw. Nahtlos gleitet der C-Querschnitt vom Boden in die Rückwand und weiter in die Decke; die offene Mitte und Seitenteile lassen sich ausblickweitend mit Glas oder kompakt durch ein zweites Modul zur Gesamttiefe von 9,3 m schließen.

Mit einer schwungvollen Entree-Schleife aufgeputzt, leisten zwei davon im Jubiläumsjahr als "Mozart-Info-Lounge" in Salzburg Ticket-und-Pressezentrum-Dienste, zum Wohnen braucht es mindestens vier Module. Mit 23 cm Wärmedämmung, Hinterlüftung, Isolierschicht, Elektro- und Installationsrohren infrastrukturell ausgepolstert und ausgetüftelten Anschlüssen versehen, lassen sie sich leicht zusammenstecken, mit Windfang-, Terrassen-oder anderen Modulen ergänzen und fast überall aufbauen. Einzig ebenen Grund, Kanal-und Stromanschluss braucht der Haus-Nomade zum Verankern. Parkplätze, Garagen, Flachdächer eignen sich wunderbar, Trägerroste und Holzpfähle tun's auch. Freigeister mit Autarkie-Drang versorgen ihr nomadhome per Autark-Box-Modul mit Solarenergie, Wasser und Fäkalientank.

Zaungast

Für den eigenen Prototypen in Seekirchen bei Salzburg leistete sich der Bauherr eine um drei Module erweiterte Minimalvariante, die L-förmig eine 33-m2-Terrasse aus so schönen wie preiswerten Lärchenholz-Fassadenelementen umfasst. Er wirkt mit seinen 2,50 m Höhe zwischen pastellfarbenen Satteldachhäusern wie ein exquisiter Zaungast von einem anderen Stern.

Keck ragt der Windfang aus orangen Kunststoffwabenscheiben, einem Nebenprodukt der Skiindustrie, aus der silbernen Alucobond-Fassade, die sich wie ein Neoprenanzug um die C-profilierte Hauskarosserie legt. Aerodynamisch schmiegt sich der Boden zur glasgeschlitzten Rückwand und Decke, fließend öffnet sich der Raum auf drei Nurglas-Seiten zur Terrasse. Das Interieur designte Peham selbst: Schränke auf Rädern, Schiebeelemente, die auf-/wegklappbare Küchenbox u. Ä. machen aus spaci- gen Möbeln multifunktionale Raumteiler und lassen so auf 77 m2 mehr als genug Luft. (Isabella Marboe, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.10.2006)