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John Baptist Carl Gudenus

foto: apa/gindl
Wien - Wären da nicht seine bedenklichen Aussagen zum Holocaust - John Baptist Carl Gudenus (65) könnte auf seinem Forstgut im niederösterreichischen Albrechtsberg ein beschauliches Pensionisten-Dasein fristen. So muss der "Graf" mit dem manchmal schrulligen Auftreten jedoch befürchten, nicht nur seine Offiziers-Pension zu verlieren, sondern auch für einige Zeit ins Gefängnis zu wandern.

Komiker

Bei seinen ehemaligen Bundesrats-Kollegen galt Gudenus als unauffällig, wenn auch etwas verschroben - als stramm nationaler Offizier aus altem Adel mit den Manieren eines Gentleman wirkte er mitunter deplatziert. "Dass er ein Komiker war, das haben wir alle gewusst", meint etwa die ÖVP-Abgeordnete Michaela Gansterer. Dank seines Faibles fürs Militärische seien seine Reden oft eine "Gratwanderung" gewesen. Einen Prozess wegen Wiederbetätigung hätte sie ihm aber ebenso wenig zugetraut wie die SP-Mandatarin Adelheid Ebner.

Bundesrats-Mandat als Dank

Dabei war Gudenus schon 1995 mit Einschlägigem aufgefallen: "Gaskammern? Ich halte mich da raus! Ich glaube alles, was dogmatisch vorgeschrieben ist", hatte der damalige blaue Nationalratsabgeordnete bei einer Podiumsdiskussion im Vorfeld der Wehrmachtsausstellung getönt. Zu einer Anklage kam es zwar nicht. Allerdings musste Gudenus kurz vor der Wahl auf seinen Sitz im Nationalrat verzichten, um "Schaden" von der Partei abzuwenden. Die FPÖ dankte es ihm ein Jahr später mit einem neuen Mandat im Bundesrat.

Sprüche

Im Parlament hatte Gudenus schon vorher mit starken Sprüchen von sich reden gemacht. So schimpfte er Vizekanzler Erhard Busek 1994 als "Koalitionstrottel" und "Idiot" und befand - in einer Debatte vom ÖVP-Politiker provoziert: "Sie gehören geohrfeigt." Die NS-Entschädigungen bezeichnete Gudenus in einem Interview als "Schutzgeld", die Abtreibung als "Babycaust". Und auch im Bundesrat sorgte Gudenus für Aufsehen, als er im April 2005 einem rot-grünen Neuwahlantrag mit seiner Stimme zur Mehrheit verhalf und anschließend eine SP-Abgeordnete abbusselte.

"Vandale"

Innerhalb der FPÖ wurde Gudenus, Mitglied der Burschenschaft "Vandalia", stets zum nationalen Flügel gezählt. Folgerichtig blieb er auch nach der Abspaltung des BZÖ ein "Blauer" und schloss sich der Gruppe um Neo-Parteichef Heinz-Christian Strache an. Gemeinsam mit Andreas Mölzer (ebenfalls ein "Vandale") und Johann Josef Dengler fungiert der frühere Bundesrat als Herausgeber der FP-nahen Wochenzeitung "Zur Zeit".

Gaskammern

Im April 2005 machte Gudenus dann mit einer neuerlichen Relativierung des Holocaust Schlagzeilen und forderte eine "Prüfung" der Gaskammer-Frage. Seine FP-Mitgliedschaft legte er in Folge zurück, setzte aber im Juni nach und behauptete, es habe zwar Gaskammern gegeben, "aber nicht im Dritten Reich", sondern in Polen. Das reichte der Staatsanwaltschaft für einen Auslieferungsantrag und eine Anklage - seither schweigt Gudenus zu diesem Thema beharrlich und ist für Journalisten nicht mehr erreichbar. Sein Bundesratsmandat verlor der Langzeit-Mandatar nach der Wiener Landtagswahl im Oktober 2005.

Familie

Geboren wurde Gudenus am 23. November 1940 in Wien. Er absolvierte die Militärakademie und ein Wirtschaftsstudium, arbeitete - zuletzt als Oberst - im Heeresmaterialamt, wurde Ende Juni 2002 pensioniert und betreibt eine Forstwirtschaft im niederösterreichischen Albrechtsberg. Gudenus ist verheiratet. Sein Sohn Johann ist Chef des Ringes Freiheitlicher Jugend (RFJ).

Karriere

Seine politische Karriere begann John Gudenus 1973 als Bezirksrat in der Wiener Innenstadt, 1990 wurde er Gemeinderatsmitglied in Albrechtsberg und später Bezirksobmann der FPÖ in Wien/Wieden. Im Parlament war Gudenus ab 1990 praktisch durchgehend vertreten: Zuerst zwei Jahre im Bundesrat, dann bis 1995 Nationalrat und ab November 1996 wieder in der Länderkammer.

Gegner des Verbotsgesetzes

Als Gegner des NS-Verbotsgesetzes hatte sich Gudenus bereits Anfang 1992 geoutet und eine entsprechende Petition an den Nationalrat unterstützt. Genau dieses Gesetz könnte den mittlerweile aus der FPÖ ausgetretenen Politiker nun ins Gefängnis bringen. Der Prozess beginnt am 26. April. (APA)