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Foto: dpa/Roland Weihrauch
Heilfasten beziehungsweise Fasten heißt für den menschlichen Organismus einen begrenzten Zeitraum ohne äußere Zufuhr von festen Nahrungsmitteln zu existieren. Der Körper ist dadurch gezwungen auf eigene Ressourcen zurückzugreifen. Wesentlicher Unterschied zwischen Heilfasten und Fasten ist die medizinisch-therapeutische Absicht die dahinter steckt. Heilfastende sind in Fastenkliniken unter ärztlicher Anleitung über einen längeren Zeitraum untergebracht. Fasten dagegen, sollte nur der gesunde Mensch. Das kann er auch zu Hause tun, allerdings nur kurzfristig.

Thomas Reiche warnt vor fastenbedingten Todesfällen

Der Diplom Oecotrophologe Thomas Reiche von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik in Aachen riet zuletzt vor allem bei einem langfristigen Wunsch nach Gewichtsreduktion vom Heilfasten ab. Seiner Meinung nach liegt die Gefahr des Heilfastens vor allem im Abbau von Eiweiß aus Skelett- und Herzmuskulatur. Dieses Eiweiß braucht der Körper, um aus den anfallenden Aminosäuren Glucose zu bilden. Vor allem Menschen mit Normalgewicht, die beim Fasten mehr fettfreie Masse, also Muskulatur verlieren als Übergewichtige, bauen vermehrt Herzmuskel ab. Die fastenbedingten Todesfälle mit plötzlichen Herztod ließen sich, laut Reiche so erklären. Auf keinen Fall dürften daher Menschen mit bestehenden Herzerkrankungen fasten, warnt Reiche.

Kurt Widhalm hält das Heilfasten für unschädlich

Der Ernährungsmediziner Kurt Widhalm hält im Gespräch mit derStandard.at/Gesundheit Heilfasten in den meisten Fällen für unschädlich. Natürlich käme es auch zu einem gewissen Eiweißverlust, einen ursächlichen Zusammenhang mit dem plötzlichen Herztod sieht er keinen. Das Problem am Muskelabbau ist seiner meiner Meinung nach vor allem der Jojo-Effekt der dem Fasten häufig folgt.

Positiver Effekt

Zweifelsohne hat ein vorübergehender Nahrungsverzicht einen positiven Einfluss auf verschiedene Stoffwechselstörungen wie erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck oder Diabetes Typ II. Widhalm denkt jedoch, dass Heilfasten beziehungsweise Fasten nur als Übergang in eine langfristige vernünftigere Ernährungsweise Sinn macht.

So reagiert der Organismus beim Fasten

Erster bis dritter Tag
Der Körper deckt vorerst seinen Energiebedarf aus den schnell mobilisierbaren Kohlenhydratreserven der Leber, der Nieren und der Muskeln ab, welches dort in Form von Glykogen gespeichert ist. Diese Reserven können innerhalb des ersten Fastentages verbraucht werden (cirka 1600Kcal). Am zweiten und dritten Tag wird die Energieversorgung bereits zu einem großen Teil aus den Fettreserven herangezogen. Die Umstellung auf die Fettreserven macht Sinn, da diese Reserven im Vergleich zu den Kohlenhydratreserven wesentlich größer sind.

Vierter bis ungefähr neunter Tag
Weiterhin dienen die Fettreserven als Energielieferanten. Beim Fettabbau entstehen in der Leber freie Fettsäuren und in weiterer Folge die sogenannten Ketonkörper (Azeton), die im Harn nachweisbar sind. Die Ketonkörper können zu einer Übersäuerung des Blutes, der sogenannten Ketoazidose führen. Die Atemluft von Fastenden kann den typischen Acetongeruch(Nagellackentferner)bekommen. Der erhöhte Säurespiegel wird durch eine erhöhte Leistung der Niere kompensiert. Im Gegenzug scheidet die Niere weniger Harnsäure aus. Das birgt für Menschen die einen erhöhten Harnsäurespiegel haben, die Gefahr einen akuten Gichtanfall zu bekommen.

Ab dem neunten Tag Die Ketonkörper werden nun als Energiequelle herangezogen. In mehreren Schritten wird Zucker gebildet (Gluconeogenese). Zusätzlich wird noch Zucker aus Aminosäuren gebildet. Diese Aminosäuren entstehen durch den Abbau von Eiweiß aus der Skelett-und Herzmuskulatur.(phr/nia)