Foto: www.wienerwein.at
Wien - Die paar vifen unter den Wiener Winzern haben längst begriffen, wo die Reise hingeht: zu neuen Absatzmärkten. Und dieser Weg führt nur über ein neues Image, das für den Wiener Wein erkämpft werden muss.

"Der Heurige ist der traditionelle Part", erklärt auch Herbert Schilling, Obmann des Wiener Weinbauverbandes. "Ein Großteil des Wiener Weines muss aber neue Wege finden: zur Gastronomie und zu den Konsumenten." Etwas, das von Paradewinzern längst vorexerziert wird - seien es Fritz Wieninger, die Gebrüder Zahel aus Mauer, Michael Edlmoser oder Irene Langes, um nur ein paar der Wiener Vorreiter zu nennen.

"Das heißt nicht, dass man der Heurigentradition abschwören sollte. Aber dazu muss ein zweites Standbein kommen", betont Wieninger. der mit seinen Weinen international reüssiert.

Einer, bei dem sich dieser Imagewandel schon baulich festgesetzt hat, ist Rainer Christ in Großjedlersdorf, der einen gewagten Neubau errichtete - daneben aber bewusst den alten Schankraum für das angestammte Publikum erhielt. Ein moderner Betrieb, der die neue Philosophie architektonisch nachvollzieht. Wenn etwa die Trauben von der Anlieferung bis zur Abfüllung ohne eine einzige Pumpe nur mithilfe der Gravitation fortbewegt werden.

Gleichzeitig bleibt der Wiener Wein historisch-touristisch behaftet. Und das wurde Dienstagabend ausgezeichnet: Herbert Schilling, Fritz Wieninger und Franz Mayer wurde von der Präsidentin Brigitte Jank der Tourismuspreis der Wiener Wirtschaftskammer überreicht.

Heurigenseligkeit

Und da wurden natürlich "die Legenden vom Lieben Augustin bis zum Staatsvertrag" von Jank beschworen. Da spielten die alten Malat-Schrammeln, und Kammersänger Heinz Holecek beschwor die alte Heurigenglückseligkeit als "praktizierende Psychotherapie", quasi als "Trinkheilanstalt".

Für Schilling ist der Preis "ein Symbol, dass ehemalige Gräben zugeschüttet werden" und Wirtschaftskammer und Landwirtschaftskammer zueinander finden mögen. Denn Heurige und Gastronomie waren sich in Wien die längste Zeit nicht grün. Auch das ist - oder war - Tradition. (frei, DER STANDARD - Printausgabe, 6. April 2006)