Bitter wie das Leben, sanft wie der Tod und süß wie die Liebe. So werden in Marokko Gäste willkommen geheißen - mit Minztee. Der Zeremonie zufolge werden drei Tassen getrunken – auf das Leben, den Tod und die Liebe. Und kaum haben wir unser Hotelzimmer in Meknés, einer der vier Königstädte bezogen, lädt uns der Besitzer darauf ein. Dieser „Whisky Berber“, wie die Marokkaner Minztee scherzhaft nennen, wird unser ständiger Reisebegleiter auf einer zweiwöchigen Tour durch Marokko.

Foto: Roswitha Dutzler

Gut vorbereitet mit jeder Menge hilfreicher Ratschläge von Freunden, nämlich dass wir uns darauf einstellen müssen dauernd von falschen Stadtführern angeredet, von bettelnden Kindern belagert und von lästigen Händlern in ihre Läden geschleppt zu werden und sicherheitshalber einen Ehering nehmen, denn Frauen ohne männliche Begleitung in einem arabischen Land... Mit diesen Tipps ausgestattet, erreichen wir Meknés – und waren enttäuscht, denn nichts wo vor wir gewarnt wurden, hat sich dort bewahrheitet. Im Gegenteil

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Meknés ist die kleinste der vier Königstädte, die „untouristischste“ und somit wohl auch die ruhigste. Ihre Blüte hatte die Stadt unter dem Herrscher Moulay Ismail, der sie Ende des 17. Jahrhunderts zu seiner Hauptstadt machte. Und noch heute zeugen die Monumentalbauten der Ville Imperial vom Ausmaß seiner Macht und auch seiner Prunksucht.

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In den Souks – die Oliventürme findet man sonst nirgendwo in Marokko – wird uns die Geschäftstüchtigkeit der marokkanischen Händler bewusst. Ehe ich mich versehe, hab ich auch schon einen Teppich gekauft, zu einem guten Preis, versteht sich. Handeln gehört dazu. Auf meinen Einwand, dass ich eigentlich keinen Platz für einen Teppich in meiner Wohnung habe, meint Hassan, der Händler nachdem er einen kräftigen Schluck Minztee getrunken hat, Freude strahlend: „If there is a place in your heart, there is a place in your house.“

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Bonjour, ça va? - Gleich bei der Ankunft wird klar, dass Fés anders ist. Hier wird man tatsächlich von jedem angeredet, besser gesagt begrüßt. Und freundlich wie wir nun mal sind, antworten wir "Oui, ca va". Darauf hin ist die Konversation eröffnet und es folgt eine Aufzählung von vermuteten Herkunftsländern - ingles, francais, alleman,... - autriche war jedenfalls nie dabei.

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Sobald wir bei irgendeinem dieser Länder "oui" geantwortet haben, wurde auch gleich in dieser Sprache weitergeredet. Auf die Frage woher er so gut deutsch sprechen kann, sagt Yussuf, übrigens wieder ein Teppich-Händler nur, dass er eine Satelliten-Schüssel besitzt und übers Fernsehen die Sprachen lernt.

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Fés ist die älteste der vier Königsstädte Marokkos und das geistige Zentrum des Landes. Bis zum Anfang des französischen Protektoriats 1912 war Fés die Hauptstadt von Marokko. Fés besteht aus drei Teilen: Fés-el-Bali (die Medina), dann dem von den Meriniden gegründeten Fes-el-Djedid (die Mellah und der Königspalast) und schließlich dem Dar Debibegh, der Ville Nouvelle, die von den Franzosen während der Protektoratszeit gegründet wurde. Seit 1976 steht die Medina unter dem Schutz der UNESCO.

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Im 14. Jahrhundert wurde die jüdische Bevölkerung rund um den Königspalast angesiedelt. Das jüdische Viertel, die Mellah stellt mit seinen Balkonen und Fenstern, die der Straße zugewandt sind, einen Kontrast zur muslimischen Bauweise der Altstadt dar.

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Eigentlich sollte man sich mindestens zwei Tage für die Besichtigung von Fés Zeit nehmen. Wir hatten aber noch viele vor und erledigten das sozusagen im Schnelldurchlauf, wissend, dass wir vieles vom Charme und der Einzigartigkeit dieser Stadt nicht entdecken würden.

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Durch gute Beschilderung konnten wir uns in der Altstadt gut orientieren. So gibt es sechs Rundgänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

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Folgt man den grünen Schildern spaziert man durch die Parks und Grünanlagen der Stadt und...

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wird in ruhige Innenhöfe geführt.

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Die violetten Sterne weisen den Weg zu den Monumentalbauten, ...

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...vorbei an den mächtigen Toren des Königspalastes. Zutritt ist, wie in allen anderen Königsstädten leider nicht gestattet.

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Genauso dürfen die meisten Moscheen von Andersgläubigen nicht betreten werden. Besichtigen können wir aber eine der kunstvoll verzierten Medersen. Diese Koranschulen dienten früher sowohl zum Studieren als auch zum Wohnen. Bevor jemand zum Studium an der Kairaouyine-Universität zugelassen wurde, musste er mehrere Jahre eine dieser Koranschule besuchen.

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Folgt man den blauen Schildern so wird man sicher durch die unzähligen, engen und verwinkelten Gassen des größten Souks von Marokko geführt, ohne dabei verloren zu gehen.

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Wir beginnen unsere Tour beim Bab Bou Jeloud. Am Weg durch den Obst- und Gemüsemarkt...

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...vorbei an Tier und Lebensmitteln aller Art...

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...werden wir von den betörenden Gerüchen eingefangen.

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Die Tour durch die Souks führt uns vorbei an den Schmuckhändlern, dem Wollfärbeviertel, Gewürzhändlern ...

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...lederverarbeitenden Handwerkern, Messingschmieden, Teppichhändlern.

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Und überall warten Händler mit stoischer Ruhe auf Kundschaft, ...

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Beim Rundgang durch den Souk werden wir auch zum "Markenzeichen" von Fés geführt, dem berühmten Gerberviertel Chouwara, wo seit dem Mittelalter Leder gefärbt wird.

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Schon am nächsten Tag geht unsere Reise weiter Richtung Midelt...

Text: Gudrun Ostermann
Fotos: Roswitha Dutzler

Info:
Staatlich Marokkanisches Fremdenverkehrsamt
Kärntner Ring 17/2/23
1010 Wien
E-Mail: Marokkotourismus
Tourisme Marocain
Tourismus in Marokko

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