Foto: Zoom
Wien - Kinder haben es einfach noch nicht drauf, dieses "heast geh bitte, net scho wieda Mozart!" Folgerichtig sind sie die wichtigste Zielgruppe im Mozartjahr und hier entscheidet es sich, ob sie künftig abgeschreckt auf alles von Mozart und Co pfeifen - oder den Wolfgang einfach cool finden.

Das Wiener Kindermuseum Zoom stellt sich nun dieser besonderen Herausforderung und präsentiert "Wolfgang Amadé" als "ganz normales Wunderkind". Eine Ausstellung, "bei der wir auf Mozarts Kindheit und der Alltagskultur seiner Zeit fokussieren", erläutert Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer das Konzept. Schließlich war es "aus heutiger Sicht auch eine verrückte, eine lustige Zeit".

Schönheitspflaster studieren

Jedenfalls aus Sicht der Kinder. Wenn sie sich hier umständlich g'wandeln, Perücken aufsetzen und dabei nebstbei lernen, welches Schönheitspflaster an welcher Stelle welche Bedeutung hatte. "Die Galanterie war ja wie eine Ringkampftechnik", weiß Herbert Lachmayer vom Da Ponte-Institut, der die Mozarteske im Museumsquartier gemeinsam mit Menasse-Wiesbauer und Katharina Oder kuratierte. Ein Ziel für Lachmayer: "Der technologischen Virtualität die Virtualität unserer Fantasie gegenüber stellen."

Vor allem aber wird die Zeit des heuer wieder einmal gehypten Wunderkindes angreifbar und fühlbar. Allein die Kutsche: Auf Rollen gestellt, wird sie von sieben vorne radelnden Kindern zum Rumpeln gebracht und so den Insaßen der Kutsche authentisches Reisegefühl vermittelt.

Froschherzmedizin

In der Apotheke wird Zahnpulver gemischt, während sich andere mit Zahnlack die Zähne bemalen. Damals wurde Medikamenten noch Regenwürmer und Froschherzen beigefügt, erfährt man hier.

Dazu natürlich die Musik aus Mozarts Kindheit. In einem üppigen Bett kann sie in Klangpolstern erkuschelt werden (die Wanzen sind nur aufgemalt). Spiele und Wortspiele wie trazoM - und zum Abschluss ein Tonstudio mit musikalischen Computerspielen - in denen etwa Musikstücke einzelnen Gefühlen zugeordnet werden. Und selbstverständlich wird musiziert - auf der modernen Version eines "Reiseklaviers" oder auf echten Instrumenten.

Und wenn die Kinder in aufwändigen Kleidern vor einem virtuellen Tanzpartner zierliche Schritte und Knickse üben, "ist die Ausstellung Bühne und Metapher für die Inszenierungssucht dieser Zeit", erläutert Menasse-Wiesbauer.

"Das ist spielerisch, ist einladend, nicht aufdringlich", schwärmt beschreibend der Wiener Mozartjahr-Intendant Peter Marboe. Und dann noch mit möglichst wenig Pathos: "Das hier ist Nachhaltigkeit. Hier wird etwas in den Herzen der Kinder verändert." 8Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 05.04.2006) derStandard.at/Wien verlost 3 Familiengutscheine für die Ausstellung. >>>Zum Gewinnspiel