Wien - Eine Neukonzeption der Fachhochschul(FH)-Finanzierung verlangen die in der FH-Konferenz zusammengeschlossenen Betreiber der rund 150 Studiengänge. Das derzeitige Normkostenmodell - die FH erhalten vom Bund 5.800 Euro pro Studienplatz in wirtschaftlichen Studienrichtungen und 6.900 Euro für technische Studiengänge - habe sich zwar bewährt, betonte der Generalsekretär der FH-Konferenz, Kurt Koleznik, bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Allerdings sollten Zusatzaufgaben wie die Internationalisierung der Studiengänge, Forschung und Entwicklung oder der Ausbau abgegolten werden.

Forschung und Entwicklung

Im Jahr 2004 hätten die Forschungsausgaben im FH-Sektor rund 26 Mio. Euro betragen, so Koleznik. Im gesamten Hochschulsektor wären dagegen rund 1,3 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung (F&E) aufgewendet worden - damit kämen die FH nur auf einen Anteil von zwei Prozent. Demgegenüber würden allerdings bereits knapp 13 Prozent aller Studenten an FH studieren. Bei der Finanzierung gehe es nicht nur um eine Valorisierung der Normkosten ("Die wäre aber natürlich o.k."), sondern um eine Berücksichtigung von Faktoren, die es früher in dieser Form nicht gegeben habe. Dazu zähle etwa neben F&E auch der Ausbau der Gebäude, der von den Erhaltern allein getragen werden muss.

Internationaler Charakter

Laut dem Bildungsforscher Stefan Humpl von der Unternehmensberatung 3s sind die FH heute bereits wesentlich internationaler ausgerichtet als die Unis. So wird an den Fachhochschulen bereits die überwiegende Mehrzahl aller Studien im Bologna-Studiensystem (Bachelor/Master) angeboten, an den Unis hingegen erst etwas weniger als ein Drittel. FH-Studenten absolvieren auch etwas mehr Auslandsaufenthalte als ihre Uni-Kollegen, was Humpl auf den stärkeren Servicecharakter der FH und die leichtere Anrechenbarkeit zurückführt. Darüber hinaus sei Fremdsprachenunterricht in allen FH-Studiengängen fix verankert.

Neue Studienangebote

Studienangebote aus einen ganz neuen Bereich dürfte es ab dem kommenden Studienjahr geben. Rund 900 Studienplätze sollen ab dem Herbst im Bereich medizinisch-technische Dienste und Hebammenausbiodung angeboten werden, so Koleznik. Entsprechende Akkreditierungsgesuche liegen derzeit beim Fachhochschulrat.

Studienführer

Hintergrundinformationen zum Fachhochschulwesen in Österreich bietet die mittlerweile zwölfte Auflage des "Fachhochschulführers" für das Studienjahr 2006/2007. Das Nachschlagewerk liefert die aktuellsten Informationen zu allen FH-Studiengängen in Österreich. Aufgelistet sind unter anderem Bewerbungs- und Anmeldefristen sowie Hinweise auf Termine und Aufnahmekriterien, Zulassungsbeschränkungen, Studienschwerpunkte, Unterrichtszeiten, Ausbildungsdauer und Adressen.

Insgesamt betreiben im laufenden Studienjahr 2005/06 rund 25.700 Personen ein FH-Studium, davon sind 10.730 Frauen (42 Prozent). Insgesamt werden 149 Studiengänge angeboten. 46 Prozent aller FH-Studenten besuchen einen wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang, 41 Prozent einen technisch-ingenieurwissenschaftlichen und zehn Prozent einen sozialwissenschaftlichen. Der Bereich Gestaltung/Kunst kommt auf zwei Prozent aller FH-Studenten, Militär auf ein Prozent. (APA)