Wien - "Sigmund Freud fordert uns auf, keine Angst vor der Vernunft, sondern vor der Verdrängung von Angst zu haben: Wir werden aus der Aggressivität der letzten Balkankriege, dem Terrorismus unserer Tage, dem Streit der Werte zwischen dem Westen und dem Islam, der Unmenschlichkeit der Armut in der Dritten Welt nicht lernen können, wenn wir verdrängen, was uns daran Angst macht. Wir sind nicht schon und schlechthin vernünftig, wir werden es erst sein können": ein Auszug aus dem "Freud-Manifest", das Peter Kamptis, Dekan der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien, verfasste.

Wozu? Um bei den Akzenten, die die kulturpolitische Sektion des Außenministeriums unter Emil Brix im Freud-Jahr setzt, den Bezug von Freuds Lehren zur Gegenwart zu unterstreichen. Die Aktivitäten wurden am Mittwoch im Wiener Freud-Museum vorgestellt. Einige davon zum wiederholten Mal.

Am 5. und 6. Mai (Freuds Geburtstag) werden jedenfalls alle 29 österreichische Kulturforen in aller Welt symbolisch in "Sigmund-Freud-Institute" umbenannt. Das Manifest, laut Brix "ein bewusst politischer Beitrag", wird dort und an Botschaften affichiert. Zudem, nicht nur rund um den Geburtstag, sondern Wochen darüber hinaus, möchte die Kultursektion mit mehr als 100 internationalen Veranstaltungen, Einzelprojekten und Publikationen auf die Bedeutung Freuds hinweisen.

Weiters gibt das Ministerium eine Broschüre der Psychoanalytikerin Edith Kurzweil heraus. Und Foren und Botschaften stellt das Ministerium die Schau "Die Enthüllung des 21. Jahrhunderts" zur Verfügung: Leben und Wirken von Freud. Das Interesse an Freud im Ausland sei enorm groß, freute sich Brix. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 3. 2006)