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Aufgrund der gezielten Abtreibung von Mädchen fehlen in Indien bereits zehn Millionen Frauen.
Foto: APA/dpa/Patrick Pleul
Neu Delhi - In Indien sind erstmals Ärzte wegen der Beihilfe bei gezielten Abtreibungen von weiblichen Föten zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Wie ein Beamter der Gesundheitsbehörden am Mittwoch sagte, müssen ein Mediziner und sein Assistent jeweils zwei Jahre in Haft, weil sie per Ultraschall-Test das Geschlecht eines Fötus feststellten und das Ergebnis den Eltern weitergaben.

Zwar habe es in ähnlichen Fällen bereits Verurteilungen gegeben, allerdings lediglich zu Geldbußen. Ultraschall-Tests zur Bestimmung des Geschlechts sind in Indien wegen der massenhaften Abtreibung von Mädchen illegal. Die Fälle werden selten geahndet, weil Ärzte die Tests nicht registrieren oder Justiz-Beamte bestechen.

Männerüberschuss

In der indischen Kultur werden Buben bevorzugt, weil sie den Namen der Familie weitertragen, in der Regel das Geld verdienen und im Alter für die Eltern sorgen. Töchter dagegen verlassen die Familie bei der Heirat und müssen für die Hochzeit mit einer kostspieligen Mitgift ausgestattet werden.

Einer kürzlich veröffentlichten indisch-kanadischen Studie zufolge fehlen durch die gezielten Abtreibungen in Indien inzwischen rund zehn Millionen Frauen. Die Abtreibung von weiblichen Föten hatte sich nach Angaben der Forscher vor allem durch die Verbreitung von Ultraschall-Untersuchungen verstärkt. Die UNO hatte im Oktober gewarnt, dass Kindesmord und Abtreibungen in Indien zu einem Missverhältnis zwischen den Geschlechtern mit fatalen sozialen Konsequenzen führten. (APA/AFP)