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Diego Forlan (li) und Kollegen sind in der Champions League noch ungeschlagen. Gegen Inter soll sich daran tunlichst nichts ändern.

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Madrid - Villarreal ist eine beschauliche Kleinstadt in Ostspanien. Und doch ein Zentrum. Den während sie in Madrid oder München ballesterisch Däumchen drehen, steht der Villareal CF im Viertelfinale der Champions League. Am Mittwoch matcht man sich mit Inter Mailand. Zuletzt hatte 1997 mit AJ Auxerre ein Provinz-Klub die Runde der letzten Acht erreichen können.

Das "Yellow Submarine", wie der Klub wegen seiner Farben genannt wird, hat in Spanien noch nie einen Titel gewonnen. Über den UI-Cup arbeitete sich Villarreal zwei Mal in den UEFA-Cup und brachte es dort einmal bis ins Halb- und einmal ins Viertelfinale. Das Stadion "El Madrigal" fasst nur 22.500 Zuschauer, aber für das Städtchen mit 48.000 Einwohnern ist es fast zu groß.

In Villarreal, 70 Kilometer nördlich der Hafenstadt Valencia gelegen, ist der Besuch eines Fußballspiels noch eine Familienangelegenheit. Unter den Zuschauern sind auffallend viele Frauen und Kinder. Hooligans kennt man nur vom Hörensagen. Auch die Vereinsführung selbst ähnelt einem Familien-Betrieb. Der Keramik-Industrielle Fernando Roig ist der Chef, sein Sohn der Sportdirektor und die Tochter die Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit.

Gute Arbeit und gute Stimmung

In Europas Meisterliga ist Villarreal CF noch unbesiegt. In der Qualifikation wurd Everton ausgeschaltet, in der Vorrunde ließ man Manchester United hinter sich. Und im Achtelfinale musste mit den Glasgow Rangers die nächste britische Mannschaft die Segel streichen. Der Erfolg der Spanier basiert auf zwei Grundlagen: Zum einen betreibt der Klub in seiner - inmitten von Orangenhainen gelegenen - Sportschule eine hervorragende Nachwuchsarbeit, die bereits eine Reihe von Jugend-Nationalspieler hervorgebracht hat. Zum anderen erweist sich Villarreal als passendes Biotop für Spieler, die in den Kick-Metropolen zu scheitern drohten. So kam Spielmacher Juan Roman Riquelme vom FC Barcelona, Torjäger Diego Forlan stieß aus Manchester zur Truppe.

Bis vor gut zehn Jahren hatte man sich noch in den Tiefen der dritten Liga auf Tauchstation befunden. Dass der Aufstieg in die höchsten Gefielde gelang, ist aber auch Clubchef Roig zu verdanken, der 1997 für 360.000 Euro 60 Prozent der Klubanteile kaufte. Der 57-Jährige schoss aus eigener Tasche Geld zur Errichtung der Sportschule und für den Ausbau des Stadions vor. Dafür verhalf ihm die Stadt zu Bau-Genehmigungen. Roig, Sohn eines Schweinehändlers, gehört einem Clan erfolgreicher Vereinsbosse an. Sein älterer Bruder Francisco war einst Präsident von Valencia, der jüngere Bruder Juan steht dem Basketball-Club Pamesa Valencia (und einer Supermarktkette) vor.

Villarreal zählt zu den wohlhabenderen Gemeinden Spaniens. Seit dem 19. Jahrhundert bringt der Orangen-Export Geld in die Kassen. Nach 1950 stieg die Stadt zudem zu einem bedeutenden Zentrum der Porzellan- und Keramikindustrie auf. "Die Champions League hat uns weltweit bekannt gemacht", freut sich Bürgermeister Manuel Vilanova. "Wir mussten sogar ein Fremdenverkehrsamt schaffen. Bisher hatten wir hier keinen Tourismus." (APA/dpa/red)