Pelle Carlberg: "Everything, now!" (Labrador/Ixthuluh 2006)

Coverfoto: Labrador
Wenn einem vom CD-Rücken Titel wie "How I Broke My Foot and Met Jesus" oder "Musikbyrån Makes Me Wanna Smoke Crack" (Anmerkung: "Musikbyrån" ist eine Musiksendung im schwedischen Fernsehen) entgegenzwinkern, weiß man schon vor dem Anhören, dass Humor hier keine kleine Rolle spielen wird. Und das tut er tatsächlich: Nicht soviel, dass er zum Klamauk wird - aber genug, um kleine skurrile Episoden mit der richtigen Würze zu versehen.

Als Sänger der Band Edson steht Pelle Carlberg für Gitarrenpop, der den frühen Cardigans nicht fern ist (aber Lichtjahre weit weg von deren rockigem Jetzt). Für sein Solo-Projekt setzt der 37-Jährige dies fort - durch die personelle Reduktion kommt aber zwangsläufig das Singer/Songwriter-Element stärker zum Tragen. Und es ist klassischer Wimp-Pop: Mit Songs, die sich darum drehen, wie man scheitert, wo man nicht scheitern sollte, und sich dafür ein bisschen schämt. Etwa wenn man Telefon-VerkäuferInnen nicht mehr Standkraft entgegen setzen kann als einem Tornado. Peinliche Sache, aber nur "Bastards Don't Blush".

Derlei gesungene Geständnisse passen zur schüchternen Sprechweise Carlbergs ebenso wie zu seinem jungenhaften, immer ein wenig brüchigen Gesang. Soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mann im Leben steht und unter anderem vier Kinder zu versorgen hat. Und wehren kann er sich ja auch: Nach einer schlechten Kritik an seiner Band Edson ließ er es sich nicht nehmen, der Rezensentin telefonisch die Meinung zu sagen - und serviert ihr das Ganze jetzt noch einmal in Liedform: "Go to hell, Miss Rydell". Mit süßem "Mr Sandman"-Bombombom- bombom-Backgroundchor, man ist ja nicht Oasis.
(Josefson)

P.S.: Und auch wenn man durch einen Kontakt mit Pelle - sei es als sein Labelchef, sei es als Schuldirektor seiner Kinder - eine gute Chance hat, sich in einem seiner Songs wiederzufinden: Auch in den fröhlichsten Momenten bleibt der Humor bittersüß. Und weicht manchmal ganz der Traurigkeit. Den schönsten Beleg dafür bilden zwei Songs auf der ausgekoppelten "Riverbank"-Single, die leider nicht auf dem Album enthalten, aber sehr zu empfehlen sind: "When the mind suffers the body cries out" und - mein Lieblings titel des bisherigen Jahres - "Even those who do not dare to live will die eventually" ...