Bild nicht mehr verfügbar.

Rushfeldts Treffer war Gold wert, er hielt Red Bull auf Vier-Punkte-Distanz.

Foto: Reuters/Zolles

Bild nicht mehr verfügbar.

Vachousek und Blanchard kümmern sich um Ivanschitz.

Foto: Reuters/Zolles
Wien - Gelassen und heiter an seinem Müsliriegel kauend, bahnte sich Thomas Linke Sonntagabend seinen Weg aus dem gatschigen Horr-Stadion. Nach dem Remis gegen die Austria, seinem ungefähr 637. Pflichtspiel ("Ja, das müsste etwa hinkommen"), konnte der deutsche Abwehrchef der Salzburger nämlich locker, heiter und gelassen sein.

Schon alleine seine Vorstellung hatte den Punkt verdient, der die Salzburger vor den restlichen acht Runden an den Fersen des Spitzenreiters aus Wien kleben lässt. Der 36-Jährige konnte sich selbst an keinen Fehler erinnern, andere raunten etwas von einer Klasseleistung, und dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann ganz gut beraten wäre, den 42fachen Internationalen ins deutsche WM-Aufgebot zu holen. "Als was, als Maskottchen", frug Linke scherzend selbst. Deutschland, so glaubt der fünffache Meister, Champions-League- und Weltpokalsieger (alles mit Bayern), wird auch "ohne mich eine sehr starke Mannschaft haben".

"Länderspielreif", sagte, auf Linke angesprochen, auch Trainer Kurt Jara. Zuvor hatte er beim TV-Interview auf dem ramponierten Rasen heiter und gelassen die Beschimpfungen von den Rängen ignoriert und mit Kollegen Frenkie Schinkels Höflichkeiten ausgetauscht. Gelassenheit gibt ihm wohl die Gewissheit, dass er das von Geldgeber Dietrich Mateschitz gesteckte Ziel für sein erstes Salzburg-Jahr - ein Platz unter den Top drei der Liga - quasi schon erreicht hat, obschon er selbst beharrlich vom Titel spricht.

13 für Hickersberger

Mit grimmiger Heiterkeit könnte ihn der Gedanke an die verbale Auseinandersetzung mit Schinkels nach dem 3:0-Heimsieg erfüllt haben. Damals sprach Jara von einer österreichischen Mannschaft, die eine quasi ausländische geschlagen habe. Am Sonntag verdoppelte der Chef-Austrianer den Österreicheranteil in der Startformation auf zwei Spieler. Jara setzte dagegen insgesamt zehn Männer ein, auf die die bildschöne Wendung "für das Nationalteam selektionierbar" zutrifft.

Also konnte auch Teamchef Josef Hickersberger nach dem Schlusspfiff heiter und gelassen den Genüssen des VIP-Klubs zustreben. Welcher Teamchef europaweit sieht im Ligaduell Erster gegen Zweiter insgesamt 13 Spieler (Schinkels hatte kurz vor Schlusspfiff mit Roman Wallner auf drei Österreicher erhöht), die er theoretisch einberufen könnte? Gut, Teamkapitän Andreas Ivanschitz und Markus Schopp blieben auch im Horr-Stadion weit unter Normalform. Gut, Roland Linz war eine Woche nach der Armband-Affäre maximal eine Andeutung von einem Stürmer. Aber da war doch noch dieser Marc Janko, der (übrigens nach Linke-Vorlage) dieses Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 geschossen hat? "Er hat jetzt zum dritten Mal von Beginn an gespielt und ein herrliches Tor geschossen", sagte Hickersberger. Und aus.

Selbst sagte der 1,95 Meter große Sohn von Speerwerferin Eva Janko, dass der Schuss schon darauf ausgelegt gewesen wäre, den Ball unhaltbar ins Tor zu senden, "dass er aber so reingeht, war schon etwas glücklich". Jara hörte den Bescheidenheitsanfall des 22-Jährigen mit Befriedigung, lobte ("auf gutem Weg, körperlich sehr stark, gut im Kopfball, tolle Schusstechnik") und warnte: "Marc wird auch wieder in ein Loch fallen."

Just in diesem Augenblick drängte sich Alexander Manninger durch die Menge. Die Augen gesenkt, die Wangen mehr als sonst gerötet, die Kiefer arbeitend, Stellungnahmen verweigernd. Dabei kann auch der Salzburg-Goalie trotz seines lustigen Patzers beim ersten Verlusttreffer durch Austrias Kapitän Jocelyn Blanchard heiter und gelassen sein. "Sofern Alex fit ist, wird er im nächsten Spiel wieder im Tor stehen", sagte Jara. (Sigi Lützow; DER STANDARD Printausgabe 28. März 2006)