Berlin - Tausende niedergelassene Ärzte sind am Freitag
in Berlin zu einem nationalen Protesttag gegen die Sparpolitik im
deutschen Gesundheitswesen zusammengekommen. Die Ärzte machten ihrem
Ärger über die "Unterfinanzierung des Gesundheitssystems" Luft und
forderten um bis zu 30 Prozent bessere Honorare. Auch verlangten sie
die Rücknahme des Arzneimittelsparpakets. Sie drohen damit, notfalls
das gesamte Kassenarzt-System aufzukündigen.
Zu dem Protest aufgerufen hatte ein Bündnis von 50 Ärzteverbänden,
die Demonstration begann am Mittag mit einer Kundgebung am Roten
Rathaus und sollte nach einem Marsch durch Berlin-Mitte gegen 15.00
Uhr am Brandenburger Tor enden.
Hoppe fordert Ehrlichkeit
Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, erklärte
auf der Kundgebung, die Ärzte wollten nicht länger hoch qualifizierte
Leistungen zu Dumpingpreisen erbringen müssen. "Und wir wollen auch
nicht länger als Erfüllungsgehilfen staatlicher Rationierung
missbraucht werden", hieß es in seinem Redemanuskript. Die Mediziner
würden sich nicht wieder mit Lippenbekenntnissen abspeisen lassen,
warnte Hoppe. Deshalb werde der Protest auch nach den Landtagswahlen
vom Sonntag weitergehen.
Ärzte an Unikliniken und Landeskrankenhäusern streikten bereits,
sagte Hoppe. Niedergelassene Ärzte demonstrierten schon. "Aber wer
sagt denn, dass das nicht noch steigerungsfähig ist!" Denn ein
"Weiter so" könne es weder für die Krankenhausärzte noch für die
niedergelassenen Ärzte geben. "Wir sind keine Billigarbeiter und wir
sind auch keine staatlichen Rationierungsassistenten." Wenn die
Politik sich jetzt nicht endlich in Bewegung setze, dann würden eben
die Ärzte für Bewegung sorgen. (APA/AP)