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Gießen - Wissenschaftlern vom Labor für Entsorgungstechnik der Fachhochschule Gießen-Friedberg ist es gelungen, aus Plastikabfällen Öl herzustellen. Zahnpastatuben, Staubsauger, PET-Flaschen, Computer- und Fernsehgehäuse - die Liste der möglichen Ölquellen ist unendlich. Dabei ist das aus dem Abfall gewonnene Öl ein adäquater Ersatz für Erdöl und kann ohne weitere Bearbeitung zum Heizen verwendet werden. "Als Kraftstoff kann man das Öl auch benutzen, dafür müssen aber bestimmt Zusätze wie Ethyl dazu gemischt werden, um die rechtlichen Normen zu erfüllen", erklärt Projektleiter Ernst Stadlbauer im Gespräch mit pressetext.

Am besten eignen sich für die neue Form des Recyclings Kunststoffabfälle aus Polyethylen und Polypropylen. Die Ausbeute ist enorm: Aus 1.000 Kilogramm Abfall werden etwa 1.000 Liter Öl gewonnen. "Der Verbraucher führt seinen Abfall ganz normal dem Recycling zu", erläutert Stadlbauer den Ablauf der Ölgewinnung. "Danach wird das Plastik beim Recycler von Hand abgeschraubt und in einem Shredder in 0,5 cm bis 2 cm kleine Stücke zerlegt. Diese werden dann einem Reaktor zugeführt, in welchem sie mit hochwirksamen Katalysatoren gemischt und bei 350 bis 400 Grad zu gasförmigem Öl umgewandelt werden." Durch ein mit kaltem Wasser betriebenes Kühlsystems wird aus dem Gas schließlich flüssiges Öl.

Patent

Die Forscher aus Gießen haben sich ihre Erfindung unter dem Namen "Thermokatalytischer Schlaufenreaktor" patentieren lassen. Erste Tests im Labor sind bereits abgeschlossen, nun wird das Langzeitverhalten des Pilot-Reaktors vor Ort bei einem Recycler beobachtet. Die Lebensdauer der Katalysatoren ist jedoch nicht sehr lang. Nach etwa einem halben Jahr müssen sie ersetzt werden, berichtet Stadlbauer.

Aufgrund der relativ hohen Kosten ist die Ölgewinnung durch Plastikabfälle zur Zeit nur für Kunststoffe sinnvoll, die nicht für werkstoffliches Recycling geeignet sind. "Das herkömmliche Recycling, bei dem etwa aus einer PET-Flasche wieder eine PET-Flasche hergestellt wird, ist unserem rohstofflichen Recycling vorzuziehen", betont Stadlbauer. "Man darf trotz aller Begeisterung nicht die Ökonomie vergessen." Bei gemischten Kunststoffen biete sich die Ölgewinnung dagegen an: Blend-Kunststoffe können bislang nicht wieder verwertet werden. (pte)