Und - nicht nur in der Fastenzeit - gefeiert werden dürfen. Es ist sehr gut möglich, dass Teile der Messe h-Moll BWV 232, eigentlich als "kleine Messe" angelegt, bereits beim Erbhuldigungs-Gottesdienst für Kurfürst August II. erklungen sind. Den Rest hat der Leipziger Meister dann - gemäß seinem zusammenfassenden und ordnenden Denken der letzten Jahre - mithilfe des gern benutzten Parodie-Verfahrens gestaltet und erst wenige Jahre vor seinem Tode beendet.
Haselböcks Lesart dieser großen catholischen Messe zeugte gleich zu Beginn des Kyrie eleison von Beziehungsreichtum und überkonfessioneller Gläubigkeit. Der Hörer wurde in die Welt der großen und tiefen Gefühle im Heute und Hier geschickt. Und dort blieb man bis zur Schlusskadenz.
Prachtvoll durchschritten inzwischen die Chorbässe den Kosmos im "Sanctus", klug dosierte Haselböck die Steigerungen des "Dona nobis pacem". Immer wieder kündeten Seufzerbewegungen seines auf historischen Instrumenten spielenden Orchesters von der bevorstehenden Auferstehung.