Kapitalerhöhung stockt, Redimensionierung steht im Raum

Foto: Styrian Spirit
Graz/ Salzburg – Die finanzgeschwächte Fluglinie Styrian Spirit wird hin- und hergebeutelt. Die Rettungsaktion, die von den Grazer Stadtwerken ausgehen sollte, hat am Donnerstag vorerst fehlgeschlagen. Es könnten nun aber andere, bisher noch anonyme Investoren ins Spiel kommen.

Der Aufsichtsrat der Grazer Kommunalbetriebe verweigerte dem Stadtwerke-Vorstand jedenfalls seine Zustimmung, bei der Fluglinie mehrheitlich mit einem Einsatz von fünf Mio. Euro einzusteigen. Der Aufsichtsrat wörtlich in einem Conclusio-Papier: "Die bestehende Verschuldung der Styrian Spirit macht einen Einstieg der Grazer Stadtwerke AG aufgrund der Höhe der Verbindlichkeiten aus betriebswirtschaftlicher Sicht unmöglich."

Aus Aufsichtsratskreisen wurde dem STANDARD mitgeteilt, dass sich der Gesamtschuldenstand der Airline mittlerweile auf 43,626 Mio. Euro summiert habe. Die Eigenkapitaldecke sei weg, das Unternehmen leide bereits unter einem negativen Eigenkapital im Ausmaß von 5,088 Mio. Euro. Der Finanzbedarf werde aufgrund von Gutachten für 2006 bis 2008 auf 33,7 Mio. Euro geschätzt. Dies unter der optimistischen Annahmen eines Passagierzuwachses von jährlich 30 Prozent.

Vor exakt einem Jahr, als die Grazer Stadtwerke schon einmal als Retter einsteigen sollten, prophezeite ein Stadtwerke-Gutachter bis Ende 2005 einen positiven Abschluss von 900.000 Euro. Jetzt muss das Unternehmen ein Minus von 14 Millionen Euro in die Bilanz schreiben. Der Vorstand der Airline war am Donnerstag nicht erreichbar.

Doppeltes Interesse in Salzburg

Katzenjammer über diese Entwicklung herrscht in Salzburg, wo der dortige Flughafen mit 1,5 Millionen Euro bei Styrian Spirit einsteigen möchte. Salzburg hat ein doppeltes Interesse: Die Fluglinie schuldet dem Flughafen noch eine erkleckliche Summe an Gebühren, weswegen Salzburg gegen die Styrian Spirit ein Gerichtsverfahren laufen hat. Es soll in etwa die Höhe der Einstiegssumme betragen.

Salzburgs ÖVP-Landeshauptmannvize Wilfried Haslauer steht nach wie vor zum Flugprojekt. Er geht davon aus, dass die Styrian Spirit – wenn schon nicht über die Grazer Stadtwerke – so über andere neue Investoren gerettet werden könne. Haslauer zum STANDARD: "Es gibt Interessenten, mehr will ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen."

Der Salzburger VP-Politiker attackiert den steirischen SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves. Haslauer: "Das Land stielt sich einfach davon und lässt die Stadt Graz mit Bürgermeister Siegfried Nagl alleine. Für die Stadt ist das Projekt zu groß, da muss das Land helfen." Es mache durchaus Sinn, wenn sich ein Land – und sei es nur temporär – an einer Fluglinie beteilige, um den Wirtschaftsstandort abzusichern. (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.3.2006)