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Die Eisdecken in Grönland (im Bild) und in der Antarktis schmelzen neu veröffentlichten Untersuchungen zufolge schneller als gedacht.

Foto: AP/John McConnico
Washington - US-Forscher rechnen mit einer Erhöhung der Temperatur auf der Erde um mindestens 2,22 Grad Celsius bis zum Jahr 2100, wenn die gegenwärtige Erwärmung anhält. Die Eisdecken in Grönland und in der Antarktis schmelzen nach den Untersuchungen, die das Fachjournal "Science" (Bd. 311, S. 1747 und S. 1751) am Freitag veröffentlicht, schneller als gedacht. Dies werde voraussichtlich zu einem Anstieg des Meeresspiegel von mindestens sechs Metern führen.

Die beiden Studien setzten erstmals die Schmelzprozesse in der Arktis und der Antarktis während der vergangenen Zwischeneiszeit vor 129.000 bis 116.000 Jahren in Beziehung, hieß es. Die Forscher der Universität Arizona und des National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Colorado zeigten, dass die arktischen Sommer im Jahr 2100 möglicherweise so warm sein werden wie vor fast 130.000 Jahren. Damals sei der Meeresspiegel sechs Meter höher gewesen als heute.

Unumkehrbarer Prozess

"Obwohl der Fokus unserer Arbeit auf die Pole ausgerichtet ist, sind die Auswirkungen global", sagte Bette Otto-Bliesner, Wissenschaftlerin am NCAR. "Diese Eisdecken sind zuvor geschmolzen und die Meeresspiegel gestiegen. Die Wärme, die dafür nötig war, ist nicht viel größer als unter gegenwärtigen Bedingungen."

Weil die Zerstörung der Eisschichten und der folgende Anstieg des Meeresspiegels erst mit zeitlicher Verzögerung erfolgten, werde der Prozess irgendwann in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts unumkehrbar sein, sagte der Forscher Jonathan Overpeck von der Universität Arizona. "Ernsthafte Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen müssen innerhalb des nächsten Jahrzehnts beginnen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, sind wir einem Anstieg des Meeresspiegels von vier bis sechs Meter ausgeliefert", sagte Overpeck dem Fachblatt "Science".

In den vergangenen Jahren habe sich der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt. Zudem habe sich die Erwärmung in der letzten Zwischeneiszeit hauptsächlich in der Arktis und nur im Sommer abgespielt. Heute erwärme sich die Erde an beiden Polen und während des gesamtes Jahres. (APA/dpa)